Anamnese und Untersuchung
Zu Beginn Ihrer Behandlung nehmen wir uns Zeit für ein ausführliches Gespräch (Anamnese) und eine gezielte Untersuchung der betroffenen Körperbereiche. Dabei erfassen wir Ihre medizinische Vorgeschichte, den bisherigen Verlauf Ihres Lipödems sowie Ihre Erwartungen und persönlichen Behandlungsziele. Wichtig ist uns auch, mögliche Ausschlusskriterien für bestimmte Therapieformen (z. B. Lymphdrainage) zu erkennen.
Edukation
Wir legen großen Wert darauf, dass Sie verstehen, welche Therapieziele realistisch sind – und welche nicht. Dabei informieren wir Sie umfassend über den Umgang mit dem Lipödem im Alltag und wie Sie selbst zur Verbesserung beitragen können (Blog Therapieergebnis optimieren). Wir unterstützen Sie auch dabei, gesundheitsfördernde Gewohnheiten zu entwickeln und nachhaltige Lebensstilveränderungen umzusetzen.
Therapie
Wir möchten Sie dabei unterstützen, den größtmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen und an Lebensqualität zu gewinnen. Hierfür sind wir breit aufgestellt und können Sie über eine manuelle Lymphdrainage hinaus im Bereich Training und Ernährung unterstützen.
Dabei stellen Training und Ernährung nicht nur eine Ergänzung, sondern einen essenziellen therapeutischen Baustein dar.
Allgemeines Ziel der Therapie ist es, Komplikationen (siehe oben) zu verhindern und eine Besserung der subjektiven Beschwerden zu erreichen. Das Lipödem bedingte krankhafte Fettgewebe der Extremitäten kann jedoch durch Ernährung oder körperlicher Aktivität nicht/ nur begrenzt weniger werden.
Training
Bewegung ist wichtig für den Lymphabfluss und den venösen Fluss, daher ist ein aktiver Lebensstil mit Bewegung und einem gesunden Körpergewicht wichtig und sollte angestrebt werden. 1 Außerdem ist es wichtig, eine Entwicklung von Übergewicht zu verhindern oder einem bereits vorhandenen Übergewicht entgegenzusteuern. Ein Programm aus Krafttraining und Ausdauertraining wird hier von den Leitlinien empfohlen. 1
Regelmäßiges Krafttraining minimiert entzündliche Prozesse im Körper und fettabbauende Zytokine werden ausgeschüttet45,46. Außerdem wird durch die Kontraktion der Muskulatur der Abtransport von Flüssigkeit unterstützt und Stauungen verhindert. Regelmäßiges Krafttraining und eine Vermehrung von Muskelmasse sorgt zudem für weniger Blutzuckerschwankungen und dadurch weniger Entzündungen und Wassereinlagerungen.
Das Training wird individuell aufgestellt und langsam, progressiv gesteigert.
Ausdauertraining spielt eine wichtige Rolle, da es den venösen Rückfluss und den Abfluss der Lymphflüssigkeit unterstützt.46 Durch die rhythmische Muskelkontraktion – etwa beim Gehen, Radfahren oder Schwimmen – wird der Flüssigkeitstransport in den Gefäßen angeregt und der Rückstau verringert. Das kann helfen, Schwellungen und Spannungsgefühle zu lindern und das Gewebe zu entlasten. Ein besonders geeignetes Ausdauertraining für Lipödem-Patientinnen ist das Schwimmen oder Aquajogging. Das Wasser wirkt durch seinen hydrostatischen Druck wie eine natürliche Kompression und vermittelt ein angenehmes Gefühl von Leichtigkeit.
Ernährung
Eine angepasste Ernährung und Gewichtsreduzierung ist besonders wichtig, wenn zusätzlich eine Adipositas vorliegt – was bei über 50 % der Lymph-Patientinnen der Fall ist¹⁵ ¹⁷. Ziel ist es, das Körpergewicht zu reduzieren, um orthostatische Ödeme (Schwellungen, die durch Hochlagern zurückgehen) zu vermeiden.
Da beim Lipödem auch entzündliche Prozesse eine Rolle spielen, ist eine entzündungshemmende Ernährung empfehlenswert (Blog Entzündungen). Stress sollte ebenfalls reduziert werden, da er über das Hormon Cortisol Entzündungen fördert.
Ein hoher Insulinspiegel begünstigt die Fettspeicherung und fördert über Insulinresistenz auch die Ödembildung. Daher ist eine isoglykämische Ernährung sinnvoll: Das bedeutet, möglichst auf Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (<55) zu setzen – diese lassen den Blutzucker langsamer und weniger stark ansteigen. Auch intermittierendes Fasten kann helfen, den Insulinspiegel zu regulieren (Blog Ernährung).
Die Gewichtsabnahme sollte nicht zulasten der Muskelmasse erfolgen. Um gezielt Fettmasse zu reduzieren, ist eine ausreichende tägliche Eiweißzufuhr entscheidend – das unterstützt den Muskelerhalt und die Fettverbrennung¹⁴⁻¹⁶ ⁴².
Das Lipödem bedingte krankhafte Fettgewebe der Extremitäten kann jedoch durch Ernährung oder körperlicher Aktivität nicht/ nur begrenzt weniger werden.
Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Die KPE setzt sich aus vier Elementen zusammen: Manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegung und Hautpflege¹.
Die wissenschaftliche Studienlage zur Wirksamkeit dieser Therapie beim Lipödem ist bisher eingeschränkt. Es gibt bislang keinen eindeutigen Nachweis, dass die manuelle Lymphdrainage bei Lipödem einen medizinischen Mehrwert bietet – viele Patientinnen berichten jedoch subjektiv von einer Linderung von Schmerzen und Spannungsgefühlen.
In frühen Stadien des Lipödems und wenn kein orthostatisches Ödem vorhanden ist, ist eine Lymphdrainage nicht indiziert²⁰ ²¹.
Die tägliche Nutzung von Kompressionsbestrumpfung kann helfen, Ödeme zu reduzieren²¹. Ob sie allerdings eine Verschlechterung langfristig vorbeugen, ist derzeit umstritten. Wichtig ist: Eine Reduktion des krankhaften Fettgewebes ist durch diese Maßnahmen allein nicht möglich¹.