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ADHS

Auf dieser Seite erhalten Sie die wichtigsten Infos zu der Diagnose ADHS

ADHS

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ADHS

Auf dieser Seite erhalten Sie die wichtigsten Infos zu der Diagnose ADHS

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT ADHS?

Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen. 

Liebe Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

Mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema ADHS geben, dessen Problematik, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich vorher schon besser über die Thematik informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können und so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt.

Auf dieser Seite befassen wir uns mit der Diagnose ADHS. Der Begriff ADHS ist den meisten von ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt. Leider ranken sich immer noch viele Mythen über die Diagnose, die nicht ausschließlich die Betroffenen belasten, sondern auch Angehörige zunehmend in Unsicherheiten wiegen. Dem wollen wir entgegenwirken.

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?

Die Entstehung eines Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätssyndrom ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass folgende Faktoren zu der Entstehung von ADHS beitragen können:

  • Stoffwechselstörungen (gestörter Dopamin- und Noradrenalinstoffwechsel) im Gehirn
  • Bestimmte Genkonstellationen
  • Psychosoziale Faktoren
  • Ernährung
  • Umweltfaktoren

Es wird von mehreren Ursachen ausgegangen. ADHS stellt sich als eine entwicklungsbiologische Störung dar. Nicht jeder ADHS-Betroffene ist behandlungsbedürftig. Behandlungen sollten jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn es zu Schwierigkeiten in der Schule, im Job oder im zwischenmenschlichen Bereich kommt.

SYMPTOME

ADHS wird den Störungen des zentralen Nervensystem zugeordnet. Die Symptome eines ADHS sind nicht isoliert voneinander aufzulisten und werden während der Diagnostik im Gesamten erfasst. Dazu gehört, dass die Symptome bereits vor dem 6. Lebensjahr des Betroffenen aufgetreten sein, seit mindestens sechs Monaten anhalten und sich über mindestens zwei Lebensbereich (beispielsweise privat oder in der Schule / im Job) erstrecken müssen. Diagnostiziert wird durch entsprechende Ärzte und/oder Psychotherapeuten nach ICD10-Kriterien.

Die einzelnen Symptomen sind durch drei Symptomkategorien gekennzeichnet:

  • Aufmerksamkeitsstörung. Patienten berichten über Schwierigkeiten sich auf eine Sache zu fokussieren und sich davon nicht ablenken zu lassen. Häufig wechseln sie von einer Tätigkeit zur Anderen und verlieren schnell das Interesse an zuvor begonnener Betätigung.
  • Überaktivität. Betroffene fallen häufig durch motorische Unruhen und Ruhelosigkeit, herumlaufen oder Aufstehen in inadäquaten Situationen auf, in welchen eigentlich ein stilles Sitzenbleiben erwartet wird. Weiter zeigen sie ein ausgeprägtes Bedürfnis zu reden und fallen häufig durch eine erhöhte Lautstärke auf. 
  • Impulsivität. Menschen mit ADHS zeigen Schwierigkeiten darin, abzuwarten oder ihre Gegenüber ausreden zu lassen. Regen einzuhalten, fällt Menschen mit ADHS häufig schwerer. In sozialen Beziehungen zeigen sich wiederholt Erschwernisse im Umgang mit Familie, Freunden und Bekannten.

Die Problematiken müssen immer in Verhältnis zum Alter und dem kognitiven Leistungsniveau des Patienten gesehen werden und damit übermäßig stark ausgeprägt sein. Im Alltag wiegen die einzelnen Symptome unterschiedlich stark und fallen auch nicht bei jedem Patienten gleichermaßen auf. 

DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Leider ist das System rund um Schuld und Job häufig nicht für ADHS-Betroffene, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag ausgelegt. Wenig Verständnis und viel mit „Modediagnose“ diffamierten Stand des ADHS tragen nicht gerade dazu bei, dass Betroffene viel Unterstützung oder Verständnis erfahren. Oft fallen die ersten ADHS-Symptomatiken in der Schule auf. Die Kinder zeigen Schwierigkeiten im Sozial- und Lernverhalten, verhalten sich weniger unterrichtskonform und unterscheiden sich damit von den anderen Kindern ihrer Altersklasse. Es braucht Veränderungen auf Strukturebene, um Menschen mit ADHS gerecht zu begegnen und ein adäquates Lernen zu ermöglichen. Hier wollen wir, vor allem mittels Aufklärung und möglicher Strukturveränderungen der Umwelt der Einzelnen, dazu beitragen, dass Veränderung und Therapie der Patienten auf Nährboden treffen.

MYTHEN

ADHS wird durch schlechte Erziehung verursacht

Erzieherisches Verhalten kann sich günstig und ungünstig auf die ADHS-Symptomatik auswirken. Familiäre Belastungen können das Erscheinungsbild verstärken, ist aber nicht als Ursache oder Entstehungsmerkmal des ADHS zu bewerten. 3

ADHS ist heilbar und/oder verwächst sich

ADHS lässt sich nicht heilen, sondern behandeln. ADHS ist ein Störungsbild, welches die Betroffenen ihr Leben lang begleitet. Mittels Strukturen und Strategien, therapeutischen Hilfen und ggf. Medikation lassen sich ADHS Betroffene adäquat behandeln, was ihnen ermöglicht, die Herausforderungen im Alltag bewältigen zu können. 4

Gewichtswesten oder -decken sind nur „Geldmacherei“

Dies ist klar mit “Nein” zu beantworten. Besonders für Betroffene können Gewichtsdecken und -westen eine enorme Erleichterung sein. Die Gewichte der Produkte wirken sich positiv auf unser vegetatives Nervensystem aus, welches dazu beiträgt, dass mehr Serotonin ausgeschüttet wird. Serotonin wird auch als “Glückshormon” beschrieben und hilft den Cortisolspiegel (Stresshormon) zu senken. Da sich die Decken durch den Tiefendruck wie eine Umarmung anfühlen, helfen sie innere Unruhe und Stress zu reduzieren. In einer Studie konnte belegt werden, dass ADHS-Kinder mit einer Gewichtsdecke, in der Lage sind schneller ein- und durchzuschlafen. Dies hat zur Folge, dass weniger über Müdigkeit geklagt wird und sich eine höhere Leistungsfähigkeit im Alltag zeigen kann.2

ADHS als Ausrede für alles – Prokrastination

„Prokrastination ist die wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten.“ Wir alle haben schon Mal eine unangenehme Situation vor uns hergeschoben, bis wir ihr uns schließlich stellen mussten. Besonders für ADHS-Betroffene ist dies schwer, da fehlende Kozentrations- und Regulationsfähigkeit oft zum Vergessen oder Abbruch von alltäglichen Handlungen führen. Dies kann im Ernstfall zu negativen Konsequenzen im schulischen oder beruflichen Umfeld führen. Wenn ein Betroffener eine starke Prokrastination entwickelt, sollte hier mit einer Verhaltenstherapie oder verhaltenstherapeutischem Training begonnen werden und den Betroffenen gezielte Kompetenzen zur Erfüllung der Handlungen vermittelt werden. 5

ADHS-Medikation macht abhängig und stellt Kinder ruhig

Wir stellen häufig fest, dass es eine große Angst der Eltern von betroffenen Kindern ist, dass eine offizielle ADHS Diagnostik zu einer nicht gerechtfertigten, schädigenden Medikation der Kinder führt. Wir nehmen diese Angst sehr ernst, welche weiter durch enormes, immer wieder propagiertes Halb- oder Unwissen verstärkt wird. Leider stellen wir fest, dass dazu immer noch wenig aufgeklärt wird, umso wichtiger ist es uns, dass wir innerhalb der Therapien die Wirkung der verordneten Medikamente im Hirn ausführlich erklären und die Skepsis und Sorge von Eltern oder betroffenen Erwachsenen miteinbeziehen. Zudem ist es uns wichtig, dass auch die betroffenen Kinder selbst verstehen, warum sie Medikamente nehmen und wie diese wirken. Dazu haben wir kindgerechtes Material, welches die Wirkungsweise des Medikamentes altersgerecht erklären lässt.

MEDIKAMENTE? JA ODER NIEN? 1

Die Entscheidung für oder gegen Medikamente sollte sensibel mit den behandelnden Ärzten besprochen werden und ist nicht zwangsläufig immer die erste Wahl in der Behandlung von einem ADHS. Eine Medikation sollte bestenfalls immer parallel zu einer Psychotherapie und/oder Ergotherapie stattfinden. Durch die Medikation (in der Regel Methylpenidat oder Atomoxetin) wird auf die Konzentration der Botenstoffe im Hirn gewirkt, wodurch der bestehende Mangel des Botenstoffes ausgeglichen wird (siehe Entstehung ADHS) und sich dadurch Verbesserung innerhalb der drei Symptomkategorien zeigen.

Wirkung Methylphenidat 4 

Die bekanntesten Medikamente, die mit einer ADHS Diagnose verschrieben werden, sind Ritalin, Medikinet(-retard) oder Concerta. Diese enthalten alle den Wirkstoff Methylphenidat, welches unter das Betäubungsmittelgesetzt fällt. Jedoch besteht bei ärztlich kontrollierter Einnahme und Dosierung keine Suchtgefahr. Studien belegen, dass 50-95% der Betroffenen, durch das Medikament in verschiedenen Alltagssituationen profitieren. Der im Medikament enthaltene Wirkstoff, fällt unter die Gruppe der Psychostimulanzien und ähnelt den Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin, welche bei Betroffenen nicht adäquat produziert wird.  

Methylphenidat gibt es momentan als ein “schnell wirkendes Medikament” oder als depot-Präparat. Das schnell wirkende, kann individuell dosiert werden und zeigt nach ca. 20-45 Minuten eine Wirkung von ungefähr 3-4 Stunden, wenn es regelmäßig zu festen Zeiten genommen wird. Gerade für Schulkinder ist es jedoch schwierig diese festen Zeiten im Schulalltag umzusetzen. Aus diesem Grund wird gerne auf das Depot-Präparat zurückgegriffen. Dies benötigt nur eine Einnahme am Tag und erzielt eine Wirkung von 7-12 Stunden, abhängig vom genommenen Präparat.

Natürlich besteht auch hier, wie bei allen Medikamenten die Gefahr, dass Nebenwirkungen auftreten können. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Appetitverlust und Schlafstörungen. In einzelnen Fällen können auch Kopfschmerzen, Nervosität, Reizbarkeit oder Bluthochdruck auftreten.

Wirkung Atomoxetin 4

Ein weiteres Medikament wird unter dem Namen Strattera geführt, dies enthält den Wirkstoff Atomoxetin. Eine Besonderheit dieses Medikamentes, ist die gezielte Wirkung auf das Noradrenalin-System. Es muss je nach Dosierung 1-2 Mal am Tag zu sich genommen werden. Hierbei kann es unabhängigkeit zur Tageszeit genommen werden, da es über den Tag verteilt eine Depotwirkung erzielt. Jedoch sollte dieses Medikament zur Ersteinstellung über einen Zeitraum von 14-21 Tagen verabreicht werden, da sich erst nach diesem Zeitraum eine Wirkung feststellen lässt. Auch hier lassen sich Nebenwirkungen nicht vermeiden, jedoch sind weniger Patienten dieses Medikamentes davon betroffen. Wenn Nebenwirkungen auftreten, sind diese den Symptomatiken des Methylphenidat ähnlich.

Andere Amphetamine 6

Methylphenidat und Atomoxetin sind die Medikamente erster Wahl besonders in der Behandlung bei Kindern. Jedoch gibt es noch eine Vielzahl von alternativen Amphetaminen wie zum Beispiel Lisdexamphetamin, besser bekannt unter dem Namen Elvanse, oder der Wirkstoff Dexamphetamin welcher unter dem Namen Attentin vertrieben wird. Beide Wirkstoffe werden öfter bei einer medikamentösen Therapie bei betroffenen Erwachsenen verschrieben, da Kinder diese schlechter vertragen. Auch hier ist eine Aufklärungsgespräch notwendig, da auch diese Wirkstoffe den Betäubungsmitteln zugehörig sind. Siehe ergänzend dazu Mythos “ADHS-Medikation macht abhängig und stellt Kinder ruhig.

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?

Nach ausführlichem Erstgespräch mit ihrer behandelnden Therapeutin legen wir gemeinsam Therapieziele fest und besprechen Maßnahmen und Anwendungen, welche innerhalb der Therapien greifen werden. Wir als Therapeuten verstehen uns als Netzwerker und haben großes Interesse daran, dass wir das Lebensumfeld der Patienten miteinbeziehen und auch Ärzte, Lehrer oder ggf. andere Behandler in die Therapie integrieren. Wir arbeiten ressourcenorientiert und wollen das für den Patienten subjektiv empfundene Beste herausholen.

Uns ist wichtig, inwieweit die Diagnose den Alltag beeinflusst und welche konkreten Betätigungen als herausfordernd empfunden werden. Die Diagnose soll vom Patienten verstanden werden, unabhängig davon welche Altersklasse. Demzufolge ist Psychoedukation, also die Aufklärung unserer Patienten über ihr Krankheitsbild, maßgeblicher Teil unserer Arbeit. Weiter unterteilen wir zur näheren Beschreibung, die Ergotherapie nach Alter.

Ergotherapie bei ADHS im Kindesalter

Eine ADHS-Diagnose wird laut Studien und Statistiken viermal häufiger bei Jungen als bei Mädchen diagnostiziert. Die Diagnose tritt meist im Kindesalter auf. Aktuelle geht man davon aus, dass 5% der 3-17 Jährigen betroffen sind. Zudem wird vermutet, dass 60% der wesentlichen Symptomatiken in den nachfolgenden Lebensphasen bestehen bleiben. Kinder aus bereits ADHS-belasteten Familien haben ein erhöhtes Risiko an ADHS zu erkranken, da eine ADHS-Erkrankung zu 60-70% der Fälle vererbt wird. 7

Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet. Bei Eintritt in die Schule verstärken sich Symptomatiken oft. So haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten Freundschaften aufzubauen und zu festigen oder stören den Unterricht, welches oftmals zu Isolation der betroffenen Kinder führt. Zudem fällt es ihnen schwer dem Unterricht zu folgen, wodurch Aufgaben oft nicht zu Ende geführt werden. 7

In der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Kinder Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen. Weiter greifen spezielle Konzentrationstrainings, welche eine Verringerung der Ablenkbarkeit und eine Verbesserung der verschiedenen Aufmerksamkeitsleistungen fokussiert.

Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für ADHS-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil.  Zudem ist Aufklärung in der Elternarbeit ein elementarer Baustein der Therapie.8 Dazu gehört ebenso die Vermittlung von Wirkmechanismen der Medikamente, sowie Tipps und Tricks dem Kind die Wirkmechanismen entsprechend kindgerecht, näher zu bringen.

Oftmals berichten Eltern über Schuldgefühle, die die Erziehung ihres Kindes betreffen. Sie haben Sorge darüber, Fehler gemacht zu haben oder auch die Kinder fühlen sich schuldig, nachdem es innerhalb der Familie zu Regelverletzungen kam. Damit auf lange Sicht eine unterstützende Eltern-Kind-Beziehung entstehen kann, müssen beide Seiten lernen ihre Gefühle und Bedürfnisse adäquat zu äußern und zu reagieren.9   Weiter, greifen hier innerhalb der Behandlung Elemente individualpsychologischer Erziehungsberatung, welche, mit dem Kind im Mittelpunkt, davon ausgeht, dass auch herausfordernde kindliche Verhaltensweisen, elementare Grundbedürfnisse zu stillen versuchen.10

Da eine ADHS Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld, Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren. Oft werden zudem verschiedene Testungen, wie ein IQ-Test durchgeführt, hierbei ist jedoch zu beachten, dass äußere Faktoren wie zum Beispiel eine lautstarke Umgebung, die Ergebnisse des Tests verfälschen können. Zusätzlich ist wie oben bereits beschrieben der aktive Austausch aller Beteiligten besonders wichtig. Während Ärzte, Pädagogen und Therapeuten medizinische und therapeutische Maßnahmen ergreifen, ist es wichtig, dass Eltern versuchen diese im Alltag umzusetzen und ein entsprechendes Feedback an die behandelnden Berufsgruppen geben.11

 Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den, für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen.

Ergotherapie bei ADHS im Jugendalter

Das ADHS kann sich für betroffene Jugendliche als enorme Herausforderung im Leben darstellen. Jugendliche haben meist schon mehrere Jahre mit ihren Konzentrationsschwierigkeiten & ggf. der immer wieder aufkommenden Impulsivität zu tun, evtl. auch schon den ein oder anderen Therapeutenkontakt hinter sich, immer vor dem Hintergrund an sich arbeiten zu müssen und anders zu sein als andere Gleichaltrige. Das macht mitunter auch was mit dem Selbstbild der Jugendlichen. Sie fühlen sich falsch, nicht gut genug und nicht dazugehörig.1 Ständige Aufforderungen sich doch jetzt endlich mal zu konzentrieren oder zusammenzureißen, lassen die Rollen, die der Jugendliche im Alltag hat, nicht grade glänzen. Wir alle suchen nach Anerkennung und Wertschätzung. Nicht anders geht es jugendlichen ADHS-Betroffenen. Auch sie sind auf der Suche nach Identität, nach Bestätigung und einem Wir-Gefühl. Einige Verhaltensweisen sind in der Pubertät nicht grade unüblich, auch unter Nicht-Betroffenen. Doch hält grade die Kombination aus Pubertät und ADHS Symptomatiken eine besondere Herausforderung bereit. Von der Spürbarkeit der Umbrüche, die während der Pubertät in unseren Gehirnen ablaufen, sind Jugendliche mit ADHS besonders betroffen. Erhöhte Risikobereitschaften, fehlende Stressabbaustrategien sind neben emotionaler Instabilität, Schwierigkeiten vor denen Jugendliche mit ADHS stehen13   Innerhalb unserer ergotherapeutischen Behandlung finden die Besonderheiten die die Lebensphase, in der die Jugendlichen sich grade befinden, für sich bereithält, Anwendung. Dazu gehört, dass wir neben der Förderung der sozialen Fähigkeiten, verstärkt am Selbstbild der Jugendlichen arbeiten und pubertätsrelevanten Themen mit aufgreifen.

Ergotherapie bei ADHS im Erwachsenenalter

ADHS im Erwachsenenalter bleibt bei vielen Betroffenen lange unerkannt. Viele suchen sich erst Hilfe, wenn sie von Anderen auf ihr Verhalten wiederholt angesprochen werden und es im zwischenmenschlichen Kontakt immer wieder zu Schwierigkeiten kommt, aus denen negative Konsequenzen für die Betroffenen oder auch deren Angehörige folgen.18 Das kann sich sowohl auf den beruflichen, wie auch den privaten Alltag beziehen. Weniger die motorische Unruhe als vielmehr die innere Unruhe, mangelnde Organisationsfähigkeit, Vergesslichkeit und die emotionale Erregbarkeit spielen hier eine tragende Rolle. In der Therapie geht es neben dem Erarbeiten von Selbstmanagementstrategien auch um Wecken der oder sensibilisieren für die eigenen Ressourcen. Neben dem Besprechen und Beüben neuer Verhaltensweisen, Verbesserungen der Sozialkompetenzen und externer Strukturgebungen,16  geht es in der Therapie auch um das oft, aus den Erfahrungen resultierende, negative Selbstkonzept der Patienten.

Partnerschaft, Sexualität & ADHS

Sexualität kann sich für Menschen mit ADHS als herausforderndes Erlebnis- und Betätigungsfeld gestalten. Einige Betroffene zeigen einen häufigen Partnerschafts- oder Sexualpartnerwechsel. Längerfristige Partnerschaften sind mitunter durch intensive zwischenmenschliche Konflikte gekennzeichnet, welche oft von starker Impulsivität und hoher emotionaler Sensibilität geprägt sind. Entweder- Oder- Sichtweisen und fehlende Weitsicht bezgl. möglicher Konsequenzen eigenen Verhaltens wirken oft nicht bewusst oder greifbar. 

Für den Betroffenen empfundene Problematiken belaufen sich von übersteigertem Sexualtrieb bis hin zu sexuellem Interessensverlust. Einige Patienten beklagen Schwierigkeiten abzuschalten beim Sex und mit den Gedanken eher bei anderen Dingen und Tagesproblematiken umherzuschweifen. 18 Insbesondere Frauen mit ADHS leiden unter Schwankungen ihres Sexualhormonspiegels, welcher sich unmittelbar auf die eigene Libido auswirken kann. 17

Doch auch Medikamenteneinnahme kann bei Betroffenen zu Libidoverlust oder anderen Problematiken, welche sich auf die Sexualität der Patienten beziehen, auswirken.

In der Ergotherapie arbeiten wir neben Anwendungen, die das Selbstmanagement der Betroffenen betrifft, mit dem Aufbau von Strategien, um Kommunikation zu verbessern & konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, die zwischenmenschliche Begegnungen positiv gestalten können & sich damit auch auf das partnerschaftliche oder/ und sexuelle Erleben auswirken kann.

Delinquenz (Straffälligkeit) & ADHS

Wissenschaftler haben in mehreren Studien erhoben, dass ADHS als Risikofaktor für straffälliges Verhalten gilt. Zurückzuführen auf die Herausforderung einiger Betroffener ihre Impulse zu kontrollieren und Emotionen zu regulieren, wurden Zusammenhänge zwischen impulsiven und aggressiven Delikten beschrieben.15

Im Ganzen heißt das aber nicht, dass jeder ADHS-Betroffene ein potenzieller Straftäter ist!

Dennoch möchten wir als Praxis auch Menschen mit ADHS, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, die Möglichkeit geben, Verhalten zu reflektieren, an sich zu arbeiten und in künftigen Situationen straffrei bleiben zu können. Entsprechende Skills und therapeutische Maßnahmen werden individuell zwischen Patienten und Therapeuten besprochen und beübt.

Sucht & ADHS 14

Eine Reihe von Studien zeigt eine dreifach so hohe Anfälligkeit für Alkoholsüchte und fünffach so Anfälligkeit für Entstehung einer Sucht zu verschiedenen Drogen bei ADHS-Betroffenen. Außerdem fällt auf, dass auch stoffungebundene Süchte, wie Spielsucht, eine tragende Rolle spielen können.

Bei jedem 4. Suchtkranken lässt sich ein ADHS feststellen, welches jedoch bereits vor der Suchtproblematik bestand. Herausforderungen im Bereich der Emotionsregulation von Menschen mit ADHS begünstigen den Suchtmittelkonsum dazu. Nicht selten kommt es zu einer sog. fehlgeleiteten Selbstmedikation: Einige ADHS- Betroffene greifen zu Substanzen (Suchtmittelgebrauch), insbesondere zu Stimulanzien, um ihre Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung zu verbessern und andere, aufkommende Symptome zu lindern. Von besonderer Bedeutung ist hier der Einfluss der Substanzen auf den Dopaminhaushalt zu nennen. Unter Suchtmittelkonsum kommt es zur erhöhten Ausschüttung von Dopamin. Dadurch verstärken sich Belohnungssignale im Gehirn. Dieser Belohnungseffekt wiederum verstärkt die Erwartungshaltung, bezugnehmend auf die Wirkung der konsumierten Substanz, sodass eine weitere Selbstmedikation entsprechender Suchtmittel begünstigt wird.14

Nähere zu Ergotherapie bei Suchterkrankung findest du auf der entsprechenden Diagnoseseite „Suchterkrankungen“.

QUELLENANGABE

  1. Petermann, F. & Schmidt, S. (2018). Therapie-Tools ADHS im Kindes- und Jugendalter: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial (Beltz Therapie-Tools)(1. Aufl.). Beltz.
  2. Ekholm, B., Spulber, S. & Adler, M. (2020). A randomized controlled study of weighted chain blankets for insomnia in psychiatric disorders. Journal of Clinical Sleep Medicine, 16(9), 1567–1577. 
  3. Asbrand, J., Lerach, T. & Tuschen-Caffier, B. (2015). Störungstypische Erziehungsfaktoren bei Aufmerksamkeits- und Angststörungen im Kindes- und Jugendalter.Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 44(4), 239–253. 
  4. Gelb, M. & Völkel-Halbrock, D. (2019).ADS /ADHS: Ein Ratgeber für Eltern, Pädagogen und Therapeuten (Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute) (überarbeitete Auflage 2020). Schulz-Kirchner.
  5. Münster, W. P. W. (o. D.).Prokrastination. © 2021 Prokrastinationsambulanz. 
  6. Amphetamine für Erwachsene, Methylphenidat für Kinder. (2019, 21. August). DAZ.online.
  7. Götsch, K. (2021).Allgemeine und Spezielle Krankheitslehre (4. unveränderte). Thieme.
  8. Winter, B. & Arasin, B. (2013).Ergotherapie bei Kindern mit ADHS (3.). Thieme.
  9. Winter, B. (2014).Pädiatrische Ergotherapie – Das Wunstorfer Konzept (1. Aufl.). Thieme.
  10. Dreikurs, R., Soltz, V. & Blumenthal, E. A. (2018).Kinder fordern uns heraus: Wie erziehen wir sie zeitgemäß?(4. Druckaufl., 2022). Klett-Cotta.
  11. Kubny, B. (2020).Ergotherapie in der Psychiatrie (4.). Thieme.
  12. Rawak, D. (2016).Wir fühlen uns anders!: Wie betroffene Erwachsene mit ADS/ADHS sich selbst und ihre Partnerschaft erleben (3., aktualisierte und ergänzte). Hogrefe AG.
  13. Kohns (2017/03) Jugendzeit_mit_ADHS.pdf
  14. Ridinger, M., Bilke-Hentsch, O., Gouzoulis-Mayfrank, E. & Klein, M. (2016).ADHS und Sucht im Erwachsenenalter (Sucht: Risiken – Formen – Interventionen: Interdisziplinäre Ansätze von der Prävention zur Therapie) (1. Aufl.). W. Kohlhammer GmbH. & Lehrbriefe ALH/Suchtberatung
  15. Schneider, M., Retz, W., Coogan, A., Thome, J. & Rösler, M. (2006). Anatomical and functional brain imaging in adult attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD)—A neurological view.European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 256(S1), i32–i41. 
  16. Kirsch, P. & Haible-Baer, N. (2021).Therapie-Tools ADHS im Erwachsenenalter: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial (Beltz Therapie-Tools) (1. Aufl.). Beltz.
  17. Doris Ryffel-Rawak: ADHS bei Frauen – den Gefühlen ausgeliefert. (2005).Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, 156(06), 328–328. 
  18. ADHS & Partnerschaft | Ratgeber ADHS. (o. D.).

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT ADHS?

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Liebe Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

Mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema ADHS geben, dessen Problematik, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich vorher schon besser über die Thematik informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können und so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt.

Auf dieser Seite befassen wir uns mit der Diagnose ADHS. Der Begriff ADHS ist den meisten von ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt. Leider ranken sich immer noch viele Mythen über die Diagnose, die nicht ausschließlich die Betroffenen belasten, sondern auch Angehörige zunehmend in Unsicherheiten wiegen. Dem wollen wir entgegenwirken.

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?

Die Entstehung eines Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätssyndrom ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass folgende Faktoren zu der Entstehung von ADHS beitragen können:

  • Stoffwechselstörungen (gestörter Dopamin- und Noradrenalinstoffwechsel) im Gehirn
  • Bestimmte Genkonstellationen
  • Psychosoziale Faktoren
  • Ernährung
  • Umweltfaktoren

Es wird von mehreren Ursachen ausgegangen. ADHS stellt sich als eine entwicklungsbiologische Störung dar. Nicht jeder ADHS-Betroffene ist behandlungsbedürftig. Behandlungen sollten jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn es zu Schwierigkeiten in der Schule, im Job oder im zwischenmenschlichen Bereich kommt.

SYMPTOME

ADHS wird den Störungen des zentralen Nervensystem zugeordnet. Die Symptome eines ADHS sind nicht isoliert voneinander aufzulisten und werden während der Diagnostik im Gesamten erfasst. Dazu gehört, dass die Symptome bereits vor dem 6. Lebensjahr des Betroffenen aufgetreten sein, seit mindestens sechs Monaten anhalten und sich über mindestens zwei Lebensbereich (beispielsweise privat oder in der Schule / im Job) erstrecken müssen. Diagnostiziert wird durch entsprechende Ärzte und/oder Psychotherapeuten nach ICD10-Kriterien.

Die einzelnen Symptomen sind durch drei Symptomkategorien gekennzeichnet:

  • Aufmerksamkeitsstörung. Patienten berichten über Schwierigkeiten sich auf eine Sache zu fokussieren und sich davon nicht ablenken zu lassen. Häufig wechseln sie von einer Tätigkeit zur Anderen und verlieren schnell das Interesse an zuvor begonnener Betätigung.
  • Überaktivität. Betroffene fallen häufig durch motorische Unruhen und Ruhelosigkeit, herumlaufen oder Aufstehen in inadäquaten Situationen auf, in welchen eigentlich ein stilles Sitzenbleiben erwartet wird. Weiter zeigen sie ein ausgeprägtes Bedürfnis zu reden und fallen häufig durch eine erhöhte Lautstärke auf. 
  • Impulsivität. Menschen mit ADHS zeigen Schwierigkeiten darin, abzuwarten oder ihre Gegenüber ausreden zu lassen. Regen einzuhalten, fällt Menschen mit ADHS häufig schwerer. In sozialen Beziehungen zeigen sich wiederholt Erschwernisse im Umgang mit Familie, Freunden und Bekannten.

Die Problematiken müssen immer in Verhältnis zum Alter und dem kognitiven Leistungsniveau des Patienten gesehen werden und damit übermäßig stark ausgeprägt sein. Im Alltag wiegen die einzelnen Symptome unterschiedlich stark und fallen auch nicht bei jedem Patienten gleichermaßen auf. 

DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Leider ist das System rund um Schuld und Job häufig nicht für ADHS-Betroffene, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag ausgelegt. Wenig Verständnis und viel mit „Modediagnose“ diffamierten Stand des ADHS tragen nicht gerade dazu bei, dass Betroffene viel Unterstützung oder Verständnis erfahren. Oft fallen die ersten ADHS-Symptomatiken in der Schule auf. Die Kinder zeigen Schwierigkeiten im Sozial- und Lernverhalten, verhalten sich weniger unterrichtskonform und unterscheiden sich damit von den anderen Kindern ihrer Altersklasse. Es braucht Veränderungen auf Strukturebene, um Menschen mit ADHS gerecht zu begegnen und ein adäquates Lernen zu ermöglichen. Hier wollen wir, vor allem mittels Aufklärung und möglicher Strukturveränderungen der Umwelt der Einzelnen, dazu beitragen, dass Veränderung und Therapie der Patienten auf Nährboden treffen.

MYTHEN

ADHS wird durch schlechte Erziehung verursacht

Erzieherisches Verhalten kann sich günstig und ungünstig auf die ADHS-Symptomatik auswirken. Familiäre Belastungen können das Erscheinungsbild verstärken, ist aber nicht als Ursache oder Entstehungsmerkmal des ADHS zu bewerten. 3

ADHS ist heilbar und/oder verwächst sich

ADHS lässt sich nicht heilen, sondern behandeln. ADHS ist ein Störungsbild, welches die Betroffenen ihr Leben lang begleitet. Mittels Strukturen und Strategien, therapeutischen Hilfen und ggf. Medikation lassen sich ADHS Betroffene adäquat behandeln, was ihnen ermöglicht, die Herausforderungen im Alltag bewältigen zu können. 4

Gewichtswesten oder -decken sind nur „Geldmacherei“

Dies ist klar mit “Nein” zu beantworten. Besonders für Betroffene können Gewichtsdecken und -westen eine enorme Erleichterung sein. Die Gewichte der Produkte wirken sich positiv auf unser vegetatives Nervensystem aus, welches dazu beiträgt, dass mehr Serotonin ausgeschüttet wird. Serotonin wird auch als “Glückshormon” beschrieben und hilft den Cortisolspiegel (Stresshormon) zu senken. Da sich die Decken durch den Tiefendruck wie eine Umarmung anfühlen, helfen sie innere Unruhe und Stress zu reduzieren. In einer Studie konnte belegt werden, dass ADHS-Kinder mit einer Gewichtsdecke, in der Lage sind schneller ein- und durchzuschlafen. Dies hat zur Folge, dass weniger über Müdigkeit geklagt wird und sich eine höhere Leistungsfähigkeit im Alltag zeigen kann.2

ADHS als Ausrede für alles – Prokrastination

„Prokrastination ist die wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten.“ Wir alle haben schon Mal eine unangenehme Situation vor uns hergeschoben, bis wir ihr uns schließlich stellen mussten. Besonders für ADHS-Betroffene ist dies schwer, da fehlende Kozentrations- und Regulationsfähigkeit oft zum Vergessen oder Abbruch von alltäglichen Handlungen führen. Dies kann im Ernstfall zu negativen Konsequenzen im schulischen oder beruflichen Umfeld führen. Wenn ein Betroffener eine starke Prokrastination entwickelt, sollte hier mit einer Verhaltenstherapie oder verhaltenstherapeutischem Training begonnen werden und den Betroffenen gezielte Kompetenzen zur Erfüllung der Handlungen vermittelt werden. 5

ADHS-Medikation macht abhängig und stellt Kinder ruhig

Wir stellen häufig fest, dass es eine große Angst der Eltern von betroffenen Kindern ist, dass eine offizielle ADHS Diagnostik zu einer nicht gerechtfertigten, schädigenden Medikation der Kinder führt. Wir nehmen diese Angst sehr ernst, welche weiter durch enormes, immer wieder propagiertes Halb- oder Unwissen verstärkt wird. Leider stellen wir fest, dass dazu immer noch wenig aufgeklärt wird, umso wichtiger ist es uns, dass wir innerhalb der Therapien die Wirkung der verordneten Medikamente im Hirn ausführlich erklären und die Skepsis und Sorge von Eltern oder betroffenen Erwachsenen miteinbeziehen. Zudem ist es uns wichtig, dass auch die betroffenen Kinder selbst verstehen, warum sie Medikamente nehmen und wie diese wirken. Dazu haben wir kindgerechtes Material, welches die Wirkungsweise des Medikamentes altersgerecht erklären lässt.

MEDIKAMENTE? JA ODER NEIN?

Die Entscheidung für oder gegen Medikamente sollte sensibel mit den behandelnden Ärzten besprochen werden und ist nicht zwangsläufig immer die erste Wahl in der Behandlung von einem ADHS. Eine Medikation sollte bestenfalls immer parallel zu einer Psychotherapie und/oder Ergotherapie stattfinden. Durch die Medikation (in der Regel Methylpenidat oder Atomoxetin) wird auf die Konzentration der Botenstoffe im Hirn gewirkt, wodurch der bestehende Mangel des Botenstoffes ausgeglichen wird (siehe Entstehung ADHS) und sich dadurch Verbesserung innerhalb der drei Symptomkategorien zeigen.

Wirkung Methylphenidat 4 

Die bekanntesten Medikamente, die mit einer ADHS Diagnose verschrieben werden, sind Ritalin, Medikinet(-retard) oder Concerta. Diese enthalten alle den Wirkstoff Methylphenidat, welches unter das Betäubungsmittelgesetzt fällt. Jedoch besteht bei ärztlich kontrollierter Einnahme und Dosierung keine Suchtgefahr. Studien belegen, dass 50-95% der Betroffenen, durch das Medikament in verschiedenen Alltagssituationen profitieren. Der im Medikament enthaltene Wirkstoff, fällt unter die Gruppe der Psychostimulanzien und ähnelt den Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin, welche bei Betroffenen nicht adäquat produziert wird.  

Methylphenidat gibt es momentan als ein “schnell wirkendes Medikament” oder als depot-Präparat. Das schnell wirkende, kann individuell dosiert werden und zeigt nach ca. 20-45 Minuten eine Wirkung von ungefähr 3-4 Stunden, wenn es regelmäßig zu festen Zeiten genommen wird. Gerade für Schulkinder ist es jedoch schwierig diese festen Zeiten im Schulalltag umzusetzen. Aus diesem Grund wird gerne auf das Depot-Präparat zurückgegriffen. Dies benötigt nur eine Einnahme am Tag und erzielt eine Wirkung von 7-12 Stunden, abhängig vom genommenen Präparat.

Natürlich besteht auch hier, wie bei allen Medikamenten die Gefahr, dass Nebenwirkungen auftreten können. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Appetitverlust und Schlafstörungen. In einzelnen Fällen können auch Kopfschmerzen, Nervosität, Reizbarkeit oder Bluthochdruck auftreten.

Wirkung Atomoxetin 4

Ein weiteres Medikament wird unter dem Namen Strattera geführt, dies enthält den Wirkstoff Atomoxetin. Eine Besonderheit dieses Medikamentes, ist die gezielte Wirkung auf das Noradrenalin-System. Es muss je nach Dosierung 1-2 Mal am Tag zu sich genommen werden. Hierbei kann es unabhängigkeit zur Tageszeit genommen werden, da es über den Tag verteilt eine Depotwirkung erzielt. Jedoch sollte dieses Medikament zur Ersteinstellung über einen Zeitraum von 14-21 Tagen verabreicht werden, da sich erst nach diesem Zeitraum eine Wirkung feststellen lässt. Auch hier lassen sich Nebenwirkungen nicht vermeiden, jedoch sind weniger Patienten dieses Medikamentes davon betroffen. Wenn Nebenwirkungen auftreten, sind diese den Symptomatiken des Methylphenidat ähnlich.

Andere Amphetamine 6

Methylphenidat und Atomoxetin sind die Medikamente erster Wahl besonders in der Behandlung bei Kindern. Jedoch gibt es noch eine Vielzahl von alternativen Amphetaminen wie zum Beispiel Lisdexamphetamin, besser bekannt unter dem Namen Elvanse, oder der Wirkstoff Dexamphetamin welcher unter dem Namen Attentin vertrieben wird. Beide Wirkstoffe werden öfter bei einer medikamentösen Therapie bei betroffenen Erwachsenen verschrieben, da Kinder diese schlechter vertragen. Auch hier ist eine Aufklärungsgespräch notwendig, da auch diese Wirkstoffe den Betäubungsmitteln zugehörig sind. Siehe ergänzend dazu Mythos “ADHS-Medikation macht abhängig und stellt Kinder ruhig.

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?

Nach ausführlichem Erstgespräch mit ihrer behandelnden Therapeutin legen wir gemeinsam Therapieziele fest und besprechen Maßnahmen und Anwendungen, welche innerhalb der Therapien greifen werden. Wir als Therapeuten verstehen uns als Netzwerker und haben großes Interesse daran, dass wir das Lebensumfeld der Patienten miteinbeziehen und auch Ärzte, Lehrer oder ggf. andere Behandler in die Therapie integrieren. Wir arbeiten ressourcenorientiert und wollen das für den Patienten subjektiv empfundene Beste herausholen.

Uns ist wichtig, inwieweit die Diagnose den Alltag beeinflusst und welche konkreten Betätigungen als herausfordernd empfunden werden. Die Diagnose soll vom Patienten verstanden werden, unabhängig davon welche Altersklasse. Demzufolge ist Psychoedukation, also die Aufklärung unserer Patienten über ihr Krankheitsbild, maßgeblicher Teil unserer Arbeit. Weiter unterteilen wir zur näheren Beschreibung, die Ergotherapie nach Alter.

Ergotherapie bei ADHS im Kindesalter

Eine ADHS-Diagnose wird laut Studien und Statistiken viermal häufiger bei Jungen als bei Mädchen diagnostiziert. Die Diagnose tritt meist im Kindesalter auf. Aktuelle geht man davon aus, dass 5% der 3-17 Jährigen betroffen sind. Zudem wird vermutet, dass 60% der wesentlichen Symptomatiken in den nachfolgenden Lebensphasen bestehen bleiben. Kinder aus bereits ADHS-belasteten Familien haben ein erhöhtes Risiko an ADHS zu erkranken, da eine ADHS-Erkrankung zu 60-70% der Fälle vererbt wird. 7

Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet. Bei Eintritt in die Schule verstärken sich Symptomatiken oft. So haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten Freundschaften aufzubauen und zu festigen oder stören den Unterricht, welches oftmals zu Isolation der betroffenen Kinder führt. Zudem fällt es ihnen schwer dem Unterricht zu folgen, wodurch Aufgaben oft nicht zu Ende geführt werden. 7

In der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Kinder Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen. Weiter greifen spezielle Konzentrationstrainings, welche eine Verringerung der Ablenkbarkeit und eine Verbesserung der verschiedenen Aufmerksamkeitsleistungen fokussiert.

Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für ADHS-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil.  Zudem ist Aufklärung in der Elternarbeit ein elementarer Baustein der Therapie.8 Dazu gehört ebenso die Vermittlung von Wirkmechanismen der Medikamente, sowie Tipps und Tricks dem Kind die Wirkmechanismen entsprechend kindgerecht, näher zu bringen.

Oftmals berichten Eltern über Schuldgefühle, die die Erziehung ihres Kindes betreffen. Sie haben Sorge darüber, Fehler gemacht zu haben oder auch die Kinder fühlen sich schuldig, nachdem es innerhalb der Familie zu Regelverletzungen kam. Damit auf lange Sicht eine unterstützende Eltern-Kind-Beziehung entstehen kann, müssen beide Seiten lernen ihre Gefühle und Bedürfnisse adäquat zu äußern und zu reagieren.9   Weiter, greifen hier innerhalb der Behandlung Elemente individualpsychologischer Erziehungsberatung, welche, mit dem Kind im Mittelpunkt, davon ausgeht, dass auch herausfordernde kindliche Verhaltensweisen, elementare Grundbedürfnisse zu stillen versuchen.10

Da eine ADHS Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld, Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren. Oft werden zudem verschiedene Testungen, wie ein IQ-Test durchgeführt, hierbei ist jedoch zu beachten, dass äußere Faktoren wie zum Beispiel eine lautstarke Umgebung, die Ergebnisse des Tests verfälschen können. Zusätzlich ist wie oben bereits beschrieben der aktive Austausch aller Beteiligten besonders wichtig. Während Ärzte, Pädagogen und Therapeuten medizinische und therapeutische Maßnahmen ergreifen, ist es wichtig, dass Eltern versuchen diese im Alltag umzusetzen und ein entsprechendes Feedback an die behandelnden Berufsgruppen geben.11

 Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den, für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen.

Ergotherapie bei ADHS im Jugendalter

Das ADHS kann sich für betroffene Jugendliche als enorme Herausforderung im Leben darstellen. Jugendliche haben meist schon mehrere Jahre mit ihren Konzentrationsschwierigkeiten & ggf. der immer wieder aufkommenden Impulsivität zu tun, evtl. auch schon den ein oder anderen Therapeutenkontakt hinter sich, immer vor dem Hintergrund an sich arbeiten zu müssen und anders zu sein als andere Gleichaltrige. Das macht mitunter auch was mit dem Selbstbild der Jugendlichen. Sie fühlen sich falsch, nicht gut genug und nicht dazugehörig.1 Ständige Aufforderungen sich doch jetzt endlich mal zu konzentrieren oder zusammenzureißen, lassen die Rollen, die der Jugendliche im Alltag hat, nicht grade glänzen. Wir alle suchen nach Anerkennung und Wertschätzung. Nicht anders geht es jugendlichen ADHS-Betroffenen. Auch sie sind auf der Suche nach Identität, nach Bestätigung und einem Wir-Gefühl. Einige Verhaltensweisen sind in der Pubertät nicht grade unüblich, auch unter Nicht-Betroffenen. Doch hält grade die Kombination aus Pubertät und ADHS Symptomatiken eine besondere Herausforderung bereit. Von der Spürbarkeit der Umbrüche, die während der Pubertät in unseren Gehirnen ablaufen, sind Jugendliche mit ADHS besonders betroffen. Erhöhte Risikobereitschaften, fehlende Stressabbaustrategien sind neben emotionaler Instabilität, Schwierigkeiten vor denen Jugendliche mit ADHS stehen13   Innerhalb unserer ergotherapeutischen Behandlung finden die Besonderheiten die die Lebensphase, in der die Jugendlichen sich grade befinden, für sich bereithält, Anwendung. Dazu gehört, dass wir neben der Förderung der sozialen Fähigkeiten, verstärkt am Selbstbild der Jugendlichen arbeiten und pubertätsrelevanten Themen mit aufgreifen.

Ergotherapie bei ADHS im Erwachsenenalter

ADHS im Erwachsenenalter bleibt bei vielen Betroffenen lange unerkannt. Viele suchen sich erst Hilfe, wenn sie von Anderen auf ihr Verhalten wiederholt angesprochen werden und es im zwischenmenschlichen Kontakt immer wieder zu Schwierigkeiten kommt, aus denen negative Konsequenzen für die Betroffenen oder auch deren Angehörige folgen.18 Das kann sich sowohl auf den beruflichen, wie auch den privaten Alltag beziehen. Weniger die motorische Unruhe als vielmehr die innere Unruhe, mangelnde Organisationsfähigkeit, Vergesslichkeit und die emotionale Erregbarkeit spielen hier eine tragende Rolle. In der Therapie geht es neben dem Erarbeiten von Selbstmanagementstrategien auch um Wecken der oder sensibilisieren für die eigenen Ressourcen. Neben dem Besprechen und Beüben neuer Verhaltensweisen, Verbesserungen der Sozialkompetenzen und externer Strukturgebungen,16  geht es in der Therapie auch um das oft, aus den Erfahrungen resultierende, negative Selbstkonzept der Patienten.

Partnerschaft, Sexualität & ADHS

Sexualität kann sich für Menschen mit ADHS als herausforderndes Erlebnis- und Betätigungsfeld gestalten. Einige Betroffene zeigen einen häufigen Partnerschafts- oder Sexualpartnerwechsel. Längerfristige Partnerschaften sind mitunter durch intensive zwischenmenschliche Konflikte gekennzeichnet, welche oft von starker Impulsivität und hoher emotionaler Sensibilität geprägt sind. Entweder- Oder- Sichtweisen und fehlende Weitsicht bezgl. möglicher Konsequenzen eigenen Verhaltens wirken oft nicht bewusst oder greifbar. 

Für den Betroffenen empfundene Problematiken belaufen sich von übersteigertem Sexualtrieb bis hin zu sexuellem Interessensverlust. Einige Patienten beklagen Schwierigkeiten abzuschalten beim Sex und mit den Gedanken eher bei anderen Dingen und Tagesproblematiken umherzuschweifen. 18 Insbesondere Frauen mit ADHS leiden unter Schwankungen ihres Sexualhormonspiegels, welcher sich unmittelbar auf die eigene Libido auswirken kann. 17

Doch auch Medikamenteneinnahme kann bei Betroffenen zu Libidoverlust oder anderen Problematiken, welche sich auf die Sexualität der Patienten beziehen, auswirken.

In der Ergotherapie arbeiten wir neben Anwendungen, die das Selbstmanagement der Betroffenen betrifft, mit dem Aufbau von Strategien, um Kommunikation zu verbessern & konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, die zwischenmenschliche Begegnungen positiv gestalten können & sich damit auch auf das partnerschaftliche oder/ und sexuelle Erleben auswirken kann.

Delinquenz (Straffälligkeit) & ADHS

Wissenschaftler haben in mehreren Studien erhoben, dass ADHS als Risikofaktor für straffälliges Verhalten gilt. Zurückzuführen auf die Herausforderung einiger Betroffener ihre Impulse zu kontrollieren und Emotionen zu regulieren, wurden Zusammenhänge zwischen impulsiven und aggressiven Delikten beschrieben.15

Im Ganzen heißt das aber nicht, dass jeder ADHS-Betroffene ein potenzieller Straftäter ist!

Dennoch möchten wir als Praxis auch Menschen mit ADHS, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, die Möglichkeit geben, Verhalten zu reflektieren, an sich zu arbeiten und in künftigen Situationen straffrei bleiben zu können. Entsprechende Skills und therapeutische Maßnahmen werden individuell zwischen Patienten und Therapeuten besprochen und beübt.

Sucht & ADHS 14

Eine Reihe von Studien zeigt eine dreifach so hohe Anfälligkeit für Alkoholsüchte und fünffach so Anfälligkeit für Entstehung einer Sucht zu verschiedenen Drogen bei ADHS-Betroffenen. Außerdem fällt auf, dass auch stoffungebundene Süchte, wie Spielsucht, eine tragende Rolle spielen können.

Bei jedem 4. Suchtkranken lässt sich ein ADHS feststellen, welches jedoch bereits vor der Suchtproblematik bestand. Herausforderungen im Bereich der Emotionsregulation von Menschen mit ADHS begünstigen den Suchtmittelkonsum dazu. Nicht selten kommt es zu einer sog. fehlgeleiteten Selbstmedikation: Einige ADHS- Betroffene greifen zu Substanzen (Suchtmittelgebrauch), insbesondere zu Stimulanzien, um ihre Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung zu verbessern und andere, aufkommende Symptome zu lindern. Von besonderer Bedeutung ist hier der Einfluss der Substanzen auf den Dopaminhaushalt zu nennen. Unter Suchtmittelkonsum kommt es zur erhöhten Ausschüttung von Dopamin. Dadurch verstärken sich Belohnungssignale im Gehirn. Dieser Belohnungseffekt wiederum verstärkt die Erwartungshaltung, bezugnehmend auf die Wirkung der konsumierten Substanz, sodass eine weitere Selbstmedikation entsprechender Suchtmittel begünstigt wird.14

Nähere zu Ergotherapie bei Suchterkrankung findest du auf der entsprechenden Diagnoseseite „Suchterkrankungen“.

QUELLENANGABE

  1. Petermann, F. & Schmidt, S. (2018). Therapie-Tools ADHS im Kindes- und Jugendalter: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial (Beltz Therapie-Tools)(1. Aufl.). Beltz.
  2. Ekholm, B., Spulber, S. & Adler, M. (2020). A randomized controlled study of weighted chain blankets for insomnia in psychiatric disorders. Journal of Clinical Sleep Medicine, 16(9), 1567–1577. 
  3. Asbrand, J., Lerach, T. & Tuschen-Caffier, B. (2015). Störungstypische Erziehungsfaktoren bei Aufmerksamkeits- und Angststörungen im Kindes- und Jugendalter.Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 44(4), 239–253. 
  4. Gelb, M. & Völkel-Halbrock, D. (2019).ADS /ADHS: Ein Ratgeber für Eltern, Pädagogen und Therapeuten (Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute) (überarbeitete Auflage 2020). Schulz-Kirchner.
  5. Münster, W. P. W. (o. D.).Prokrastination. © 2021 Prokrastinationsambulanz. 
  6. Amphetamine für Erwachsene, Methylphenidat für Kinder. (2019, 21. August). DAZ.online.
  7. Götsch, K. (2021).Allgemeine und Spezielle Krankheitslehre (4. unveränderte). Thieme.
  8. Winter, B. & Arasin, B. (2013).Ergotherapie bei Kindern mit ADHS (3.). Thieme.
  9. Winter, B. (2014).Pädiatrische Ergotherapie – Das Wunstorfer Konzept (1. Aufl.). Thieme.
  10. Dreikurs, R., Soltz, V. & Blumenthal, E. A. (2018).Kinder fordern uns heraus: Wie erziehen wir sie zeitgemäß?(4. Druckaufl., 2022). Klett-Cotta.
  11. Kubny, B. (2020).Ergotherapie in der Psychiatrie (4.). Thieme.
  12. Rawak, D. (2016).Wir fühlen uns anders!: Wie betroffene Erwachsene mit ADS/ADHS sich selbst und ihre Partnerschaft erleben (3., aktualisierte und ergänzte). Hogrefe AG.
  13. Kohns (2017/03) Jugendzeit_mit_ADHS.pdf
  14. Ridinger, M., Bilke-Hentsch, O., Gouzoulis-Mayfrank, E. & Klein, M. (2016).ADHS und Sucht im Erwachsenenalter (Sucht: Risiken – Formen – Interventionen: Interdisziplinäre Ansätze von der Prävention zur Therapie) (1. Aufl.). W. Kohlhammer GmbH. & Lehrbriefe ALH/Suchtberatung
  15. Schneider, M., Retz, W., Coogan, A., Thome, J. & Rösler, M. (2006). Anatomical and functional brain imaging in adult attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD)—A neurological view.European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 256(S1), i32–i41. 
  16. Kirsch, P. & Haible-Baer, N. (2021).Therapie-Tools ADHS im Erwachsenenalter: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial (Beltz Therapie-Tools) (1. Aufl.). Beltz.
  17. Doris Ryffel-Rawak: ADHS bei Frauen – den Gefühlen ausgeliefert. (2005).Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, 156(06), 328–328. 
  18. ADHS & Partnerschaft | Ratgeber ADHS. (o. D.).