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AUTISMUS

Auf dieser Seite erhalten Sie die wichtigsten Infos zu der Diagnose Autismus

AUTISMUS

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AUTISMUS

Auf dieser Seite erhalten Sie die wichtigsten Infos zu der Diagnose Autismus

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT AUTISMUS?

Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen. 

Liebe Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema Autismus geben, dessen Problematik, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien, Literatur und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, sich vorher schon besser über die Thematik zu informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können und so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt. 

Auf dieser Seite befassen wir uns mit der Diagnose Autismus. Der Begriff Autismus ist den meisten von Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt. Starke mediale Präsenz durch TV-Sendungen mit Genies & deren sozialen Schwierigkeiten führen zu einem Bewusstsein über die Diagnose, jedoch nicht zu einer Vermittlung von tatsächlichem Wissen über dieses Störungsbild. Leider ranken sich immer noch viele Mythen über die Diagnose, die nicht ausschließlich die Betroffenen belasten, sondern auch Angehörige zunehmend in Unsicherheiten wiegen. Dem wollen wir entgegenwirken.  

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK? 1 

Die Entstehung von Autismus wird immer noch diskutiert. Verschiedene Annahmen und Ansätze werden unter den verschiedenen Fachdisziplinen weiter erforscht. So ist jedoch bereits ausreichend belegt, dass eine starke genetische Komponente & Auffälligkeiten im Hirn eine Rolle spielen.

Nicht jeder Autismus Betroffene ist behandlungsbedürftig. Behandlungen sollten jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn es zu Schwierigkeiten in der Schule, im Job oder im zwischenmenschlichen Bereich kommt. 

Autismus ist nicht heilbar.  

SYMPTOME 1, 2

Die verschiedenen Formen von Autismus (frühkindlicher Autismus, Atypischer Autismus und Asperger Syndrom) werden unter Autismus-Spektrum-Störungen (auch ASS genannt) zusammengefasst. Allgemeiner bekannt ist die Differenzierung der verschiedenen Subtypen, welche aber in aktuellen Klassifikationssystemen so nicht mehr angewandt wird. Die Intensität der Symptome kann variieren, eine Trennung der verschiedenen Subtypen ist mit heutigen Erkenntnisstand jedoch kaum noch wissenschaftlich gültig, somit wird diese diagnostische Dreiteilung künftig nahezu nicht mehr angewandt.  

Innerhalb sozialer Interaktion fallen Menschen mit ASS häufig durch Meiden von Blickkontakten und wenig eigener Mimik auf. Gleichzeitig fällt es ihnen auch sehr schwer den Ausdruck im Gesicht des Gegenübers zu deuten.

Herausforderungen bestehen häufig im Bereich sozialer Teilhabe. So besteht für viele Betroffene eine große Barriere darin, Freundschaften zu schließen oder gar angemessen mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Unangemessene Kontaktinitiierungen führen nicht selten zu Konfliktsituationen und dazu, dass Menschen mit ASS häufig als Einzelgänger gelten. Menschen mit ASS zeigen oft kein Bedürfnis nach Sozialkontakten, sind lieber für sich oder/ und richten ihre Aufmerksamkeit oft eher auf Gegenständliches als auf Menschen. In wechselseitiger Kommunikation, sprich in Dialogen, fällt auf, dass Menschen mit ASS wenig auf das Interesse des Gegenübers eingehen und sehr bei sich und ihren Belangen sind. Ein wechselseitiges Gespräch herzustellen, stellt viele Eltern und Angehörige von Menschen mit ASS vor eine sich stets wiederholende Herausforderung.

Auffallend in der Kommunikation mit Betroffenen ist, dass sie sich in einem oftmals aufgesetzt wirkenden Kommunikationsstil mitteilen oder Wortneubildungen in monotonem Sprechstil oder durch auffällige, nicht angemessene Lautstärke und Betonung mitteilen. Sie verwenden häufig gleiche, sich stets wiederholende Sätze im Alltag oder sprechen Gesagtes des Gegenübers wiederholt nach (Echolalien) und/ oder vertauschen Pronomen. Abstraktes oder metaphorisches zu verstehen, stellt ASS Betroffene häufig vor eine nicht zu überwindende Hürde.

Menschen mit ASS zeigen vermehrt fest ritualisierte Verhaltensweisen und Abläufe. Veränderungen in festen Strukturen führen dann oft zu starker Beunruhigung.

Besonderheiten finden sich häufig auch in der sensorischen Wahrnehmung mit wiederholt stereotypen Bewegungen, ungewöhnlichen Interessen oder Überempfindlichkeiten.

Viele Menschen mit ASS haben große Schwierigkeiten darin, die Perspektive des Gegenübers nachzuvollziehen oder einzunehmen und emotionale Befindlichkeiten des Anderen zu erfassen. Hier spricht man von einer fehlenden Theory of Mind (einem Modell zur Empathiefähigkeit). Dazu gehört eben auch, dass es vielen nur schwer möglich ist, dass Verhalten des Gegenübers vorherzusehen oder mit möglichen Konsequenzen, die der Gegenüber aus einer Handlung zieht, zu rechnen.3 Für ausführliche Information zu einer Normentwicklung der Theory-of-mind sprich uns gerne an.

Es können keine allgemeingültigen Symptomlisten geschaffen werden, da eine ASS viele verschiedene Gesichter haben kann. Menschen mit ASS müssen nicht intelligenzgemindert oder im Gegenteil hochintelligent aufgestellt sein, sie müssen keine Sprachauffälligkeiten zeigen oder im Alltag als „merkwürdig“ oder „besonders“ gelten – Symptomkonstellationen fallen ganz unterschiedlich aus, so sind die verschiedenen Merkmale mehr oder weniger stark ausgeprägt.

DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Leider ist das System rund um Schule und Job häufig nicht für Autismus-Betroffene, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag ausgelegt.  

Es braucht dauerhafte Veränderungen in der Lebensumwelt der Betroffenen, um Menschen mit Autismus mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gerecht zu begegnen und ein adäquates Lernen zu ermöglichen. Hier wollen wir, vor allem mittels Aufklärung und möglicher Strukturveränderungen der Umwelt der Einzelnen, dazu beitragen, dass Veränderung und Therapie der Patienten auf Nährboden treffen.  

MYTHEN

Autisten haben auch immer ein ADHS 4

Richtig ist, dass viele Menschen mit Autismus Schwierigkeiten im Bereich der verschiedenen Aufmerksamkeitsleistungen zeigen. Lange Zeit galt es innerhalb der Diagnosephase die eine vor der anderen auszuschließen. Mittlerweile herrscht jedoch ein großes Bewusstsein darüber, für ein tatsächliches Bestehen beider Diagnosen. Es gibt derweil Instrumente, um ein zeitgleiches Auftreten beider Störungen zu erfassen (wie z.B. Multidimensional Scale for Pervasive Developemental Disorders and Attention Deficit/Hyperactivity Discorder). Innerhalb der Diagnostik wird dennoch genau geschaut und differenziert erfasst, da die Symptome beider Störungen (insbesondere im Bereich von (fokussierter) Aufmerksamkeit) sich durchaus ähneln können.

Impfschaden führt zu Autimus 5

Immer noch kursieren Mythen darüber, dass Impfungen insbesondere die Masernimpfung einen Autismus auslösen würden. Faktisch gibt es jedoch keine wissenschaftlichen, fundierten Erkenntnisse über den Zusammenhang von Impfungen und Entstehung von Autismus. Der Arzt, dessen nicht ausreichend aufgestellte Studie, die die Thematik zur Diskussion anregte, hat seine ärztliche Zulassung bereits verloren.

Autisten haben kein sexuelles Interesse

Studien, Beobachtungen und Erfahrungen aus der Praxis verschiedenster Fachpersonen beweisen das Gegenteil. Näheres dazu im Abschnitt Partnerschaft, Sexualität & Autismus.

Falsche Erziehung ist ein Auslöser für Autismus

Völliger Quatsch und wiederholt widerlegt! Siehe „Entstehung der Problematik“ weiter oben im Text.

MEDIKAMENTE? JA ODER NIEN? 7

Eine medikamentöse Behandlung richtet sich immer nach bzw. auf die auftretenden Symptome. Die Medikamente liegen alle im off-label-use, heißt die Verwendung von zugelassenen Medikamenten, für die sie nicht vorgesehen sind. Beschreibungen der Präparate werden dementsprechend an dieser Stelle nicht erfolgen.

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?

Nach ausführlichem Erstgespräch mit Ihrer behandelnden Therapeutin legen wir gemeinsam Therapieziele fest und besprechen Maßnahmen und Anwendungen, welche innerhalb der Therapien greifen werden.  

Wir als Therapeuten verstehen uns als Netzwerker und haben großes Interesse daran, dass wir das Lebensumfeld der Patienten miteinbeziehen und auch Ärzte, Lehrer oder ggf. andere Behandler in die Therapie integrieren. Wir arbeiten mit Blick auf die Fähigkeiten und Stärken des Patienten und wollen das für den Patienten subjektiv empfundene Beste herausholen. Uns ist wichtig, inwieweit die Diagnose den Alltag beeinflusst und welche konkreten Betätigungen als herausfordernd empfunden werden. 

Wir arbeiten mitunter auf Grundlage der Teacch- Philosophie. Teacch hat den Ursprung in verhaltenstherapeutischen Ansätzen, so liegt auch der Schwerpunkt unserer Behandlung im Verhaltenstraining. 6 

Ergotherapie allgemein bei Autismus

Uns ist wichtig, dass unsere Patienten ihre Diagnose verstehen, unabhängig davon welcher Altersklasse & Einschränkungen. Demzufolge ist Psychoedukation, also die Aufklärung unserer Patienten über ihr Krankheitsbild maßgeblicher Teil unserer Arbeit. Die Diagnosestellung durch den Arzt, Psychiater oder Psychotherapeuten darf nicht als Ausrufezeichen unter den vorhandenen Schwierigkeiten oder Problematiken gesehen werden, was eine Haltung des nicht Veränderbaren gleichsetzen würde. Wir möchten innerhalb unserer Behandlung Wege aufzeigen und individuell darin unterstützen die eigenen Ziele erreichen zu können.

Weiter unterteilen wir zur näheren Beschreibung, die Ergotherapie nach Alter: 

Ergotherapie bei Autismus im Kindesalter

Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet, was für Lehrkräfte und Eltern oftmals zur Notwendigkeit einer Behandlung führt und somit der Weg bei uns beginnt.

Bei uns in der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Betroffenen Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen.  

Viele Kinder mit ASS haben eine Wahrnehmungsproblematik, die sich in Überempfindlichkeiten oder Missempfindungen zeigen. So können auch Anwendungen aus dem Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung greifen. Diese haben das Ziel, Informationen aus den verschiedenen Sinnesbereichen zu strukturieren und die Verarbeitung dessen im Hirn zu unterstützen, was sich wiederum positiv auf die Betätigungsproblematik auswirkt.8;9

In Abhängigkeit zur Betätigungsproblematik kann es auch erforderlich sein, dass wir gemeinsam visuelle Hilfen erstellen, Tages- oder Wochenpläne schaffen oder Ablaufpläne für konkrete Handlungen herstellen und entsprechend beüben, um den Betroffenen so zu größtmöglicher Selbstständigkeit und lebenspraktischen Fähigkeiten zu verhelfen. Viele Kinder mit ASS und einer fehlenden Theory-of-mind helfen klare Kommunikationswege und kognitive Strategien, die in der Therapie je nach Ausprägung der Merkmale der ASS, intensiv beübt werden.

Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für Autismus-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil.  Zudem ist Aufklärung in der Eltern- & Angehörigenarbeit ein elementarer Baustein der Therapie. Wir stellen die Fachlichkeit unseres Berufes bereit, Eltern bleiben die Experten für ihr Kind. Wir verstehen uns als Begleiter und stehen nicht über den Eltern der uns anvertrauten Kinder. Wir beraten und geben Impulse – Entscheidungen über das Kind treffen wir nicht. Viele Eltern fühlen sich oft allein gelassen nach Diagnosestellung. Inmitten von Mythen und Ratschlägen verschiedener Disziplinen möchten wir dazu befähigen und darin unterstützen, die für dein Kind richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir fokussieren positive Interaktionen zwischen Eltern und Kind zu fördern, Ressourcen zu aktivieren und angemessene Ziele zu setzen. Wir zeigen dabei Hilfsangebote auf und initiieren bei Bedarf auch gerne den Kontakt, wie zu speziellen Fachberatungsstellen oder sonderpädagogischen Förderungen.

Da eine Autismus Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren.

Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen wie Anpassungen, die dem Kind helfen, sich zu organisieren und zu strukturieren.

Ergotherapie bei Autimus im Jugendalter

Autismus kann sich für betroffene Jugendliche in der mitunter vulnerabelsten Phase ihres Lebens als enorme Herausforderung darstellen. Im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Autonomie und der erhöhten Abhängigkeit von Eltern oder anderen Personen ist es für Menschen mit Autismus oft schwieriger inmitten „altersbedingter Krisen“ sich zu orientieren. Innerhalb unserer ergotherapeutischen Behandlung finden die Besonderheiten, die die Lebensphase für sich bereithält, in der die Jugendlichen sich grade befinden, Anwendung. Dazu gehört, dass wir neben der Förderung der sozialen Fähigkeiten, verstärkt am Selbstbild der Jugendlichen arbeiten und pubertätsrelevante Themen mit aufgreifen. Jugendliche mit ASS und einer häufig sehr exzentrischen Art werden in Schulkontexten nicht selten gemobbt. Umso wichtiger ist es für uns Anwendungen zum Selbstbild der Jugendlichen zu integrieren.

Ergotherapie bei Autismus im Erwachsenenalter

ASS Betroffene, die erst im Erwachsenenalter zu uns finden, haben häufig schon einen therapeutischen Weg hinter sich und/oder sie oder ihre Angehörigen können selbst gut beschreiben, worin die Schwierigkeiten im Alltag bestehen. So besteht die Therapie zu Beginn auch oft aus einem Aufdecken von unbewussten Ressourcen des Einzelnen. Wir finden unseren Einsatz insbesondere bei auftretenden Betätigungsproblemen innerhalb der Verselbstständigung im Alltag (z.B nach Auszug aus dem Elternhaus) oder auf Grund von Herausforderungen bei neuen zwischenmenschlichen Kontakten. Wir beüben Handlungsabfolgen und Kommunikationsstrategien oder reflektieren Irritationen aus vorangegangen alltäglichen Interaktionen. Nicht selten schaffen wir Arbeitsplatzanpassungen, Strukturierung und Priorisierungen im Arbeitsalltag, um den Betroffenen entsprechend auch produktiv unterstützen zu können.

Partnerschaft, Sexualität & Autismus

Sexualität kann sich für Menschen mit Autismus als herausforderndes Erlebnis- und Betätigungsfeld gestalten. Entgegen dem Mythos, dass Personen mit ASS kein sexuelles Interesse haben, haben sie sehr wohl, genau wie Menschen ohne ASS ein ganz individuelles Bedürfnis und Wünsche nach Sexualität. Probleme innerhalb der Wahrnehmungsverarbeitung spielen dazu selbsterklärend in das Feld Sexualität mit ein, z.B. wenn Berührungen als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden. Innerhalb unserer Ergotherapie haben Patienten den Raum Themen im Bereich Sexualität zu besprechen und bei uns einen geschulten Ansprechpartner dazu zu finden. Manche Eltern und/oder Angehörige befürchten, entgegen jahrelanger Erfahrung aus der Praxis von Fachpersonen, dass sie durch ein offenes Ohr über sexuelle Thematiken, sexuell intensiviertes Verhalten hervorrufen oder provozieren würden und negieren damit zeitgleich, dass ihr Kind mit Handicap sexuelle Bedürfnisse und Lustempfinden haben kann. Leider wird noch oft genug Menschen mit Entwicklungsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen das Bedürfnis nach Sexualität abgesprochen. Wenn überhaupt über Sexualität gesprochen oder dazu gearbeitet wird, sind wir nicht selten im Bereich der Gefahrenabwehrpädagogik statt im Bereich von Lust und Beziehung.10 Das hat zur Folge, dass auch Menschen mit ASS, insbesondere die Personen mit wenig Zugang zu außerfamiliären Kontaktmöglichkeiten oder niedrigem Intellekt, zur Thematik Sexualität und Partnerschaft nur wenig bis gar nicht zu Wort kommen und nicht selten Andere entscheiden, was „in Ordnung ist“ und was nicht. Dabei ist es für Menschen mit ASS umso wichtiger Ansprechpartner:innen zu finden, da Herausforderungen im zwischenmenschlichen Kontext, vor denen eben viele ASS-Betroffene stehen, sich maßgeblich auf den Bereich Partnerschaft und Sexualität auswirken und so die Schwierigkeit zu intimen Beziehungen nochmals mehr erhöht.

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT AUTISMUS?

Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen. 

Liebe Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema Autismus geben, dessen Problematik, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien, Literatur und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, sich vorher schon besser über die Thematik zu informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können und so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt. 

Auf dieser Seite befassen wir uns mit der Diagnose Autismus. Der Begriff Autismus ist den meisten von Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt. Starke mediale Präsenz durch TV-Sendungen mit Genies & deren sozialen Schwierigkeiten führen zu einem Bewusstsein über die Diagnose, jedoch nicht zu einer Vermittlung von tatsächlichem Wissen über dieses Störungsbild. Leider ranken sich immer noch viele Mythen über die Diagnose, die nicht ausschließlich die Betroffenen belasten, sondern auch Angehörige zunehmend in Unsicherheiten wiegen. Dem wollen wir entgegenwirken.  

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK? 1 

Die Entstehung von Autismus wird immer noch diskutiert. Verschiedene Annahmen und Ansätze werden unter den verschiedenen Fachdisziplinen weiter erforscht. So ist jedoch bereits ausreichend belegt, dass eine starke genetische Komponente & Auffälligkeiten im Hirn eine Rolle spielen.

Nicht jeder Autismus Betroffene ist behandlungsbedürftig. Behandlungen sollten jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn es zu Schwierigkeiten in der Schule, im Job oder im zwischenmenschlichen Bereich kommt. 

Autismus ist nicht heilbar.  

SYMPTOME 1, 2

Die verschiedenen Formen von Autismus (frühkindlicher Autismus, Atypischer Autismus und Asperger Syndrom) werden unter Autismus-Spektrum-Störungen (auch ASS genannt) zusammengefasst. Allgemeiner bekannt ist die Differenzierung der verschiedenen Subtypen, welche aber in aktuellen Klassifikationssystemen so nicht mehr angewandt wird. Die Intensität der Symptome kann variieren, eine Trennung der verschiedenen Subtypen ist mit heutigen Erkenntnisstand jedoch kaum noch wissenschaftlich gültig, somit wird diese diagnostische Dreiteilung künftig nahezu nicht mehr angewandt.  

Innerhalb sozialer Interaktion fallen Menschen mit ASS häufig durch Meiden von Blickkontakten und wenig eigener Mimik auf. Gleichzeitig fällt es ihnen auch sehr schwer den Ausdruck im Gesicht des Gegenübers zu deuten.

Herausforderungen bestehen häufig im Bereich sozialer Teilhabe. So besteht für viele Betroffene eine große Barriere darin, Freundschaften zu schließen oder gar angemessen mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Unangemessene Kontaktinitiierungen führen nicht selten zu Konfliktsituationen und dazu, dass Menschen mit ASS häufig als Einzelgänger gelten. Menschen mit ASS zeigen oft kein Bedürfnis nach Sozialkontakten, sind lieber für sich oder/ und richten ihre Aufmerksamkeit oft eher auf Gegenständliches als auf Menschen. In wechselseitiger Kommunikation, sprich in Dialogen, fällt auf, dass Menschen mit ASS wenig auf das Interesse des Gegenübers eingehen und sehr bei sich und ihren Belangen sind. Ein wechselseitiges Gespräch herzustellen, stellt viele Eltern und Angehörige von Menschen mit ASS vor eine sich stets wiederholende Herausforderung.

Auffallend in der Kommunikation mit Betroffenen ist, dass sie sich in einem oftmals aufgesetzt wirkenden Kommunikationsstil mitteilen oder Wortneubildungen in monotonem Sprechstil oder durch auffällige, nicht angemessene Lautstärke und Betonung mitteilen. Sie verwenden häufig gleiche, sich stets wiederholende Sätze im Alltag oder sprechen Gesagtes des Gegenübers wiederholt nach (Echolalien) und/ oder vertauschen Pronomen. Abstraktes oder metaphorisches zu verstehen, stellt ASS Betroffene häufig vor eine nicht zu überwindende Hürde.

Menschen mit ASS zeigen vermehrt fest ritualisierte Verhaltensweisen und Abläufe. Veränderungen in festen Strukturen führen dann oft zu starker Beunruhigung.

Besonderheiten finden sich häufig auch in der sensorischen Wahrnehmung mit wiederholt stereotypen Bewegungen, ungewöhnlichen Interessen oder Überempfindlichkeiten.

Viele Menschen mit ASS haben große Schwierigkeiten darin, die Perspektive des Gegenübers nachzuvollziehen oder einzunehmen und emotionale Befindlichkeiten des Anderen zu erfassen. Hier spricht man von einer fehlenden Theory of Mind (einem Modell zur Empathiefähigkeit). Dazu gehört eben auch, dass es vielen nur schwer möglich ist, dass Verhalten des Gegenübers vorherzusehen oder mit möglichen Konsequenzen, die der Gegenüber aus einer Handlung zieht, zu rechnen.3 Für ausführliche Information zu einer Normentwicklung der Theory-of-mind sprich uns gerne an.

Es können keine allgemeingültigen Symptomlisten geschaffen werden, da eine ASS viele verschiedene Gesichter haben kann. Menschen mit ASS müssen nicht intelligenzgemindert oder im Gegenteil hochintelligent aufgestellt sein, sie müssen keine Sprachauffälligkeiten zeigen oder im Alltag als „merkwürdig“ oder „besonders“ gelten – Symptomkonstellationen fallen ganz unterschiedlich aus, so sind die verschiedenen Merkmale mehr oder weniger stark ausgeprägt.

DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Leider ist das System rund um Schule und Job häufig nicht für Autismus-Betroffene, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag ausgelegt.  

Es braucht dauerhafte Veränderungen in der Lebensumwelt der Betroffenen, um Menschen mit Autismus mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gerecht zu begegnen und ein adäquates Lernen zu ermöglichen. Hier wollen wir, vor allem mittels Aufklärung und möglicher Strukturveränderungen der Umwelt der Einzelnen, dazu beitragen, dass Veränderung und Therapie der Patienten auf Nährboden treffen.  

MYTHEN

Autisten haben auch immer ein ADHS 4

Richtig ist, dass viele Menschen mit Autismus Schwierigkeiten im Bereich der verschiedenen Aufmerksamkeitsleistungen zeigen. Lange Zeit galt es innerhalb der Diagnosephase die eine vor der anderen auszuschließen. Mittlerweile herrscht jedoch ein großes Bewusstsein darüber, für ein tatsächliches Bestehen beider Diagnosen. Es gibt derweil Instrumente, um ein zeitgleiches Auftreten beider Störungen zu erfassen (wie z.B. Multidimensional Scale for Pervasive Developemental Disorders and Attention Deficit/Hyperactivity Discorder). Innerhalb der Diagnostik wird dennoch genau geschaut und differenziert erfasst, da die Symptome beider Störungen (insbesondere im Bereich von (fokussierter) Aufmerksamkeit) sich durchaus ähneln können.

Impfschaden führt zu Autimus 5

Immer noch kursieren Mythen darüber, dass Impfungen insbesondere die Masernimpfung einen Autismus auslösen würden. Faktisch gibt es jedoch keine wissenschaftlichen, fundierten Erkenntnisse über den Zusammenhang von Impfungen und Entstehung von Autismus. Der Arzt, dessen nicht ausreichend aufgestellte Studie, die die Thematik zur Diskussion anregte, hat seine ärztliche Zulassung bereits verloren.

Autisten haben kein sexuelles Interesse

Studien, Beobachtungen und Erfahrungen aus der Praxis verschiedenster Fachpersonen beweisen das Gegenteil. Näheres dazu im Abschnitt Partnerschaft, Sexualität & Autismus.

Falsche Erziehung ist ein Auslöser für Autismus

Völliger Quatsch und wiederholt widerlegt! Siehe „Entstehung der Problematik“ weiter oben im Text.

MEDIKAMENTE? JA ODER NIEN? 7

Eine medikamentöse Behandlung richtet sich immer nach bzw. auf die auftretenden Symptome. Die Medikamente liegen alle im off-label-use, heißt die Verwendung von zugelassenen Medikamenten, für die sie nicht vorgesehen sind. Beschreibungen der Präparate werden dementsprechend an dieser Stelle nicht erfolgen.

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?

Nach ausführlichem Erstgespräch mit Ihrer behandelnden Therapeutin legen wir gemeinsam Therapieziele fest und besprechen Maßnahmen und Anwendungen, welche innerhalb der Therapien greifen werden.  

Wir als Therapeuten verstehen uns als Netzwerker und haben großes Interesse daran, dass wir das Lebensumfeld der Patienten miteinbeziehen und auch Ärzte, Lehrer oder ggf. andere Behandler in die Therapie integrieren. Wir arbeiten mit Blick auf die Fähigkeiten und Stärken des Patienten und wollen das für den Patienten subjektiv empfundene Beste herausholen. Uns ist wichtig, inwieweit die Diagnose den Alltag beeinflusst und welche konkreten Betätigungen als herausfordernd empfunden werden. 

Wir arbeiten mitunter auf Grundlage der Teacch- Philosophie. Teacch hat den Ursprung in verhaltenstherapeutischen Ansätzen, so liegt auch der Schwerpunkt unserer Behandlung im Verhaltenstraining. 6 

Ergotherapie allgemein bei Autismus

Uns ist wichtig, dass unsere Patienten ihre Diagnose verstehen, unabhängig davon welcher Altersklasse & Einschränkungen. Demzufolge ist Psychoedukation, also die Aufklärung unserer Patienten über ihr Krankheitsbild maßgeblicher Teil unserer Arbeit. Die Diagnosestellung durch den Arzt, Psychiater oder Psychotherapeuten darf nicht als Ausrufezeichen unter den vorhandenen Schwierigkeiten oder Problematiken gesehen werden, was eine Haltung des nicht Veränderbaren gleichsetzen würde. Wir möchten innerhalb unserer Behandlung Wege aufzeigen und individuell darin unterstützen die eigenen Ziele erreichen zu können.

Weiter unterteilen wir zur näheren Beschreibung, die Ergotherapie nach Alter: 

Ergotherapie bei Autismus im Kindesalter

Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet, was für Lehrkräfte und Eltern oftmals zur Notwendigkeit einer Behandlung führt und somit der Weg bei uns beginnt.

Bei uns in der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Betroffenen Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen.  

Viele Kinder mit ASS haben eine Wahrnehmungsproblematik, die sich in Überempfindlichkeiten oder Missempfindungen zeigen. So können auch Anwendungen aus dem Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung greifen. Diese haben das Ziel, Informationen aus den verschiedenen Sinnesbereichen zu strukturieren und die Verarbeitung dessen im Hirn zu unterstützen, was sich wiederum positiv auf die Betätigungsproblematik auswirkt.8;9

In Abhängigkeit zur Betätigungsproblematik kann es auch erforderlich sein, dass wir gemeinsam visuelle Hilfen erstellen, Tages- oder Wochenpläne schaffen oder Ablaufpläne für konkrete Handlungen herstellen und entsprechend beüben, um den Betroffenen so zu größtmöglicher Selbstständigkeit und lebenspraktischen Fähigkeiten zu verhelfen. Viele Kinder mit ASS und einer fehlenden Theory-of-mind helfen klare Kommunikationswege und kognitive Strategien, die in der Therapie je nach Ausprägung der Merkmale der ASS, intensiv beübt werden.

Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für Autismus-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil.  Zudem ist Aufklärung in der Eltern- & Angehörigenarbeit ein elementarer Baustein der Therapie. Wir stellen die Fachlichkeit unseres Berufes bereit, Eltern bleiben die Experten für ihr Kind. Wir verstehen uns als Begleiter und stehen nicht über den Eltern der uns anvertrauten Kinder. Wir beraten und geben Impulse – Entscheidungen über das Kind treffen wir nicht. Viele Eltern fühlen sich oft allein gelassen nach Diagnosestellung. Inmitten von Mythen und Ratschlägen verschiedener Disziplinen möchten wir dazu befähigen und darin unterstützen, die für dein Kind richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir fokussieren positive Interaktionen zwischen Eltern und Kind zu fördern, Ressourcen zu aktivieren und angemessene Ziele zu setzen. Wir zeigen dabei Hilfsangebote auf und initiieren bei Bedarf auch gerne den Kontakt, wie zu speziellen Fachberatungsstellen oder sonderpädagogischen Förderungen.

Da eine Autismus Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren.

Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen wie Anpassungen, die dem Kind helfen, sich zu organisieren und zu strukturieren.

Ergotherapie bei Autimus im Jugendalter

Autismus kann sich für betroffene Jugendliche in der mitunter vulnerabelsten Phase ihres Lebens als enorme Herausforderung darstellen. Im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Autonomie und der erhöhten Abhängigkeit von Eltern oder anderen Personen ist es für Menschen mit Autismus oft schwieriger inmitten „altersbedingter Krisen“ sich zu orientieren. Innerhalb unserer ergotherapeutischen Behandlung finden die Besonderheiten, die die Lebensphase für sich bereithält, in der die Jugendlichen sich grade befinden, Anwendung. Dazu gehört, dass wir neben der Förderung der sozialen Fähigkeiten, verstärkt am Selbstbild der Jugendlichen arbeiten und pubertätsrelevante Themen mit aufgreifen. Jugendliche mit ASS und einer häufig sehr exzentrischen Art werden in Schulkontexten nicht selten gemobbt. Umso wichtiger ist es für uns Anwendungen zum Selbstbild der Jugendlichen zu integrieren.

Ergotherapie bei Autismus im Erwachsenenalter

ASS Betroffene, die erst im Erwachsenenalter zu uns finden, haben häufig schon einen therapeutischen Weg hinter sich und/oder sie oder ihre Angehörigen können selbst gut beschreiben, worin die Schwierigkeiten im Alltag bestehen. So besteht die Therapie zu Beginn auch oft aus einem Aufdecken von unbewussten Ressourcen des Einzelnen. Wir finden unseren Einsatz insbesondere bei auftretenden Betätigungsproblemen innerhalb der Verselbstständigung im Alltag (z.B nach Auszug aus dem Elternhaus) oder auf Grund von Herausforderungen bei neuen zwischenmenschlichen Kontakten. Wir beüben Handlungsabfolgen und Kommunikationsstrategien oder reflektieren Irritationen aus vorangegangen alltäglichen Interaktionen. Nicht selten schaffen wir Arbeitsplatzanpassungen, Strukturierung und Priorisierungen im Arbeitsalltag, um den Betroffenen entsprechend auch produktiv unterstützen zu können.

Partnerschaft, Sexualität & Autismus

Sexualität kann sich für Menschen mit Autismus als herausforderndes Erlebnis- und Betätigungsfeld gestalten. Entgegen dem Mythos, dass Personen mit ASS kein sexuelles Interesse haben, haben sie sehr wohl, genau wie Menschen ohne ASS ein ganz individuelles Bedürfnis und Wünsche nach Sexualität. Probleme innerhalb der Wahrnehmungsverarbeitung spielen dazu selbsterklärend in das Feld Sexualität mit ein, z.B. wenn Berührungen als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden. Innerhalb unserer Ergotherapie haben Patienten den Raum Themen im Bereich Sexualität zu besprechen und bei uns einen geschulten Ansprechpartner dazu zu finden. Manche Eltern und/oder Angehörige befürchten, entgegen jahrelanger Erfahrung aus der Praxis von Fachpersonen, dass sie durch ein offenes Ohr über sexuelle Thematiken, sexuell intensiviertes Verhalten hervorrufen oder provozieren würden und negieren damit zeitgleich, dass ihr Kind mit Handicap sexuelle Bedürfnisse und Lustempfinden haben kann. Leider wird noch oft genug Menschen mit Entwicklungsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen das Bedürfnis nach Sexualität abgesprochen. Wenn überhaupt über Sexualität gesprochen oder dazu gearbeitet wird, sind wir nicht selten im Bereich der Gefahrenabwehrpädagogik statt im Bereich von Lust und Beziehung.10 Das hat zur Folge, dass auch Menschen mit ASS, insbesondere die Personen mit wenig Zugang zu außerfamiliären Kontaktmöglichkeiten oder niedrigem Intellekt, zur Thematik Sexualität und Partnerschaft nur wenig bis gar nicht zu Wort kommen und nicht selten Andere entscheiden, was „in Ordnung ist“ und was nicht. Dabei ist es für Menschen mit ASS umso wichtiger Ansprechpartner:innen zu finden, da Herausforderungen im zwischenmenschlichen Kontext, vor denen eben viele ASS-Betroffene stehen, sich maßgeblich auf den Bereich Partnerschaft und Sexualität auswirken und so die Schwierigkeit zu intimen Beziehungen nochmals mehr erhöht.