Ergotherapie bei Autismus im Kindesalter
Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet, was für Lehrkräfte und Eltern oftmals zur Notwendigkeit einer Behandlung führt und somit der Weg bei uns beginnt.
Bei uns in der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Betroffenen Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen.
Viele Kinder mit ASS haben eine Wahrnehmungsproblematik, die sich in Überempfindlichkeiten oder Missempfindungen zeigen. So können auch Anwendungen aus dem Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung greifen. Diese haben das Ziel, Informationen aus den verschiedenen Sinnesbereichen zu strukturieren und die Verarbeitung dessen im Hirn zu unterstützen, was sich wiederum positiv auf die Betätigungsproblematik auswirkt.8;9
In Abhängigkeit zur Betätigungsproblematik kann es auch erforderlich sein, dass wir gemeinsam visuelle Hilfen erstellen, Tages- oder Wochenpläne schaffen oder Ablaufpläne für konkrete Handlungen herstellen und entsprechend beüben, um den Betroffenen so zu größtmöglicher Selbstständigkeit und lebenspraktischen Fähigkeiten zu verhelfen. Viele Kinder mit ASS und einer fehlenden Theory-of-mind helfen klare Kommunikationswege und kognitive Strategien, die in der Therapie je nach Ausprägung der Merkmale der ASS, intensiv beübt werden.
Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für Autismus-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil. Zudem ist Aufklärung in der Eltern- & Angehörigenarbeit ein elementarer Baustein der Therapie. Wir stellen die Fachlichkeit unseres Berufes bereit, Eltern bleiben die Experten für ihr Kind. Wir verstehen uns als Begleiter und stehen nicht über den Eltern der uns anvertrauten Kinder. Wir beraten und geben Impulse – Entscheidungen über das Kind treffen wir nicht. Viele Eltern fühlen sich oft allein gelassen nach Diagnosestellung. Inmitten von Mythen und Ratschlägen verschiedener Disziplinen möchten wir dazu befähigen und darin unterstützen, die für dein Kind richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir fokussieren positive Interaktionen zwischen Eltern und Kind zu fördern, Ressourcen zu aktivieren und angemessene Ziele zu setzen. Wir zeigen dabei Hilfsangebote auf und initiieren bei Bedarf auch gerne den Kontakt, wie zu speziellen Fachberatungsstellen oder sonderpädagogischen Förderungen.
Da eine Autismus Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren.
Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen wie Anpassungen, die dem Kind helfen, sich zu organisieren und zu strukturieren.