März 4 2025

COPD

Lösungskarten

Lesezeit: 17 Minuten

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT COPD?

Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen.

4900 Worte | 20 Minuten Lesezeit

Zuletzt Aktualisiert: März 2025

INHALTSVERZEICHNIS

Anatomie
Wie entsteht die Problematik?
Risikofaktoren
Symptome
Mythen
Was können Sie als Patient oder Arzt bei/von uns erwarten?
Quellenangabe

Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

Mit dieser Seite möchten wir ihnen einen Einblick in das Thema COPD gewähren, auf dessen Problematik verweisen, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, sich bereits im Vorhinein besser über die Thematik informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können, um so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt.

COPD steht für die englische Bezeichnung Chronic Obstructive Pulmonary Disease und beschreibt eine nicht heilbare, dauerhafte Verengung der Atemwege aufgrund von chronischen Entzündungen in der Lunge. Die Atmung wird also zunehmend schlechter und schon kleine Anstrengungen wie Treppesteigen führen zu Problemen wie Luftnot. Weltweit sind etwa 10 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen – mit steigender Tendenz.¹ COPD ist die dritthäufigste Todesursache³ und stellt damit ein globales Gesundheitsproblem dar.

ANATOMIE

Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln, wobei der rechte drei und der linke zwei Lungenlappen hat. Die Luftröhre verzweigt sich in die Hauptbronchien, die sich weiter in kleinere Bronchien und Bronchiolen aufteilen. Diese enden in winzigen luftgefüllten Bläschen, den Alveolen, in denen der Gasaustausch zwischen Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet.

Ein effektiver Luftaustausch wird durch eine elastische Lungenstruktur und das reibungslose Zusammenspiel von Atemmuskulatur, insbesondere des Zwerchfells, ermöglicht.

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?

Pathophysiologie der COPD

Bei COPD kommt es durch chronische Entzündungsprozesse zu einer Verdickung der Bronchialwände und einer übermäßigen Schleimproduktion. Gleichzeitig werden die Flimmerhärchen, die für den Abtransport von Schleim und Partikeln zuständig sind, geschädigt. Durch den Verlust an Elastizität der Lunge bleibt beim Ausatmen vermehrt Luft in der Lunge eingeschlossen (Air Trapping), was die Atemarbeit erschwert. Es kann also keine Sauerstoffreiche Luft nachströmen.^{4,13,14,27,30}

Mit der Zeit können die Alveolen durch Umbauprozesse irreversibel geschädigt werden Die Lunge versucht also, sich zu reparieren, dabei wird aber gesundes Gewebe durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt. Dadurch kann sich eine Lungenfibrose (Ersetzung von Lungengewebe in funktionsloses Narbengewebe) bis hin zum Lungenemphysem (Lungenbläschen verschmelzen, was zu einer geringeren Fläche für den Gasaustausch führt) entwickeln. Dies führt zu einer zunehmenden Luftnot und eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit. ^{4,13,14,27,30}

RISIKOFAKTOREN
Die Risikofaktoren für COPD nehmen zu, da die Menschen immer älter werden und gleichzeitig Infektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bewegungsmangel sowie Tabakkonsum ansteigen. Manche dieser Faktoren sind beeinflussbar, andere hingegen nicht.

Rauchen: Der wichtigste Risikofaktor. Dazu zählen Zigaretten, Zigarren, Wasserpfeifen, E-zigartetten sowie Passivrauchen³.

Genetische Veranlagung: Eine schlechte Lungenentwicklung oder eine niedrige Lungenfunktion in jungen Jahren erhöhen das Risiko.³

Umwelteinflüsse: Schadstoffe wie Staub, Asbest, Dünger und Luftverschmutzung tragen zur Erkrankung bei.^3,4

Gesundheitsgeschichte: Asthma, Allergien, Tuberkulose, HIV, Adipositas, Diabetes oder chronische Infektionen erhöhen das Risiko^1,5,6

Lebensstil: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Alkoholkonsum spielen ebenfalls eine Rolle.

Niedriger Bildungsstand¹

Kognitive Einschränkungen¹

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Sport kann viele dieser Risikofaktoren reduzieren.
DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Dass unsere Gesellschaft immer ungesünder lebt, muss mittlerweile nicht mehr diskutiert werden. Wo man vor 100 Jahren noch 20 Kilometer am Tag gelaufen ist, läuft der Mensch heutzutage im Durchschnitt nur noch 800 Meter am Tag. Dies hat sich während des Lockdowns noch einmal reduziert auf nur noch 200 Meter täglich. Ernährungstechnisch ist die Lage ähnlich: Dort, wo in Deutschland vor 160 Jahren im Durchschnitt 2120 Kalorien täglich konsumiert wurde, liegen wir heutzutage bei 3.539 Kalorien pro Tag. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, wir haben die Energiezufuhr um 166% gesteigert obwohl wir uns zu 96% weniger bewegen.

SYMPTOME
Kurzatmigkeit:
Progressive Verschlechterung, verstärkt bei Anstrengung.⁴ Vor allem das Ausatmen ist erschwert.¹

Chronischer Husten:
Intermittierend und unproduktiv.

Schleimproduktion und Schwierigkeiten beim Abhusten:
Abzugrenzen von einer chronischen Bronchitis.

Müdigkeit, geringe Belastbarkeit und Gewichtsverlust⁴

Brustkorbstarrheit und Haltungsverfall:
Hinweis auf einen vergrößerten, unbeweglichen Brustkorb

Gewichtsverlust + Muskelmasseverlust

Exazerbation: Eine Exazerbation ist eine plötzliche deutliche Verschlechterung der COPD-Symptome, oft ausgelöst durch Infektionen oder Umweltfaktoren. Dabei nehmen Atemnot, Husten und Schleimbildung stark zu. Exazerbationen können zu Krankenhausaufenthalten führen und den Krankheitsverlauf deutlich verschlechtern.

Folgen:

Osteoporose²⁵

Depressionen²⁵

Bluthochdruck²⁵

PRÄVENTION

Präventiv kann man einiges unternehmen, um das Risiko, an COPD zu erkranken, zu senken.

Pneumokokken- und Grippeimpfungen verringern das Risiko, an Atemwegsinfektionen zu erkranken, und werden daher bei Risikopatienten empfohlen.³ Die Impfungen senken zudem das Risiko schwerer Verläufe,⁸ Todesfälle,⁹Herzinfarkte¹⁰und die Anzahl der Exazerbationen.⁹ Die Pneumokokkenimpfung wird für alle Patienten über 65 Jahren empfohlen.³ Auch eine Covid-Impfung reduziert das Risiko, an dem viralen Atemwegsinfekt Covid-19 zu erkranken – somit wird der Risikofaktor einer Vorgeschichte von Atemwegsinfekten minimiert.

Zur weiteren Minimierung der übrigen beeinflussbaren Risikofaktoren ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken. Eine gesunde Ernährungsweise sowie regelmäßige Bewegung, Krafttraining und Ausdauertraining bieten ebenfalls viele Vorteile.

MYTHEN

Nur Raucher bekommen COPD

Epidemiologische Studien zeigen, dass 65% der COPD Patienten auf der Welt keine Raucher sind.^{2, 3} Rauchen ist zwar der größte und schwerwiegendste Risikofaktor für die Entstehung von COPD, jedoch müssen auch die anderen Faktoren in Betracht gezogen werden.

Im Vergleich zu nicht-Rauchern, die an COPD erkranken, haben Raucher stärkere Symptome und einen schwereren Krankheitsverlauf und ein höheres Risiko auf systemische Entzündungen, Lungenkrebs und Herz- Kreislauferkrankungen, welches bei nicht-Rauchern nicht der Fall ist. ⁴ COPD Erkrankte, die Raucher sind, haben außerdem eine höhere Sterberate.

Wenn man schon COPD hat, lohnt es sich nicht mehr, mit dem Rauchen aufzuhören.

Langzeit Studien zeigen, dass das Aufhören zu Rauchen auf lange Sicht den Krankheitsverlauf um 25% verbessern kann. ⁷

COPD Patienten dürfen keinen Sport machen und sollen körperliche Anstrengung vermeiden

Die Schäden an der Lunge können durch Sport nicht behoben oder verbessert werden. Sport ist jedoch wichtig, um den Verlauf der Krankheit zu begünstigen und Verschlechterung zu verlangsamen. Des weiteren können dadurch Symptome gelindert werden und die Lebensqualität gesteigert werden. Wie dies genau abläuft, erläutern wir hier.

Asthma und COPD ist das Gleiche

In manchen Patienten koexistieren Asthma und COPD. Hierfür gibt es Benennungen wie ASthma-COPD Overlap Syndrom (ACOS). ⁴ Die beiden Krankheiten haben gemeinsam, dass es sich um eine chronische Atemwegserkrankung handelt, jedoch sind es definitiv zwei eigenständige und unterschiedliche Krankheiten.

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/ VON UNS ERWARTEN?
Die Behandlung von COPD umfasst medikamentöse, operative und physiotherapeutische Maßnahmen.
Medikamentöse Behandlung

Inhalative Kortikosteroide (Entzündungshemmer), Langzeitsauerstofftherapie und langwirksame Bronchodilatatoren (vergrößern die Bronchien) (LAMA/LABA) verbessern die Lungenfunktion und erleichtern die Atmung.

Kortisonhaltige Medikamente können die Belastbarkeit von Muskeln und Gewebe beeinträchtigen, was für die Physiotherapie berücksichtigt werden muss.
Operative Behandlung

Lungenvolumenreduktion oder Bullektomie: Entfernung überblähter Lungenabschnitte zur Verbesserung der Atemkapazität.

Bronchoskopische Techniken: Ventile oder Heißdampf reduzieren überdehnte Lungenbereiche, um die Funktion gesunder Lungenabschnitte zu verbessern.

Sprechen Sie mit Ihrem Lungenfacharzt über mögliche Eingriffe.
Physiotherapie & Lungenrehabilitation

Das Ziel einer Lungenrehabilitation ist die Verbesserung der Übungskapazität, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit und dadurch auch der Lebensqualität, sowie das Reduzieren von Exazerbationen und Sterblichkeit.

Hierfür wird eine Kombination aus Constant Load Training (konstante Intensität) oder Ausdauertraining, Intervall Training und Krafttraining empfohlen und ist durch mehrere Studien belegt, dass eine Kombination dieser Trainingsmethoden signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität, allgemeine Belastbarkeit, allgemeine physische Leistung, Kraft und Muskelmasse, Reduktion von Kurzatmigkeit, Reduktion von Krankenhausaufenthalten, Sterblichkeit, sowie Reduktion von Angst und Depressionen hat.^{17, 18, 19, 20, 21, 31}
Atemtherapie

Auch durch Atemübungen kann die Lungenfunktion und die Leistungsfähigkeit erhöht werden. Dafür können einige Techniken zur Erholung nach einem Durchgeführten Training, oder zum Training zuhause genutzt werden. Dafür gibt es folgende Techniken:¹⁵

Lippenbremse: Als Trianing für zuhause, es wird gegen den WIederstand der Lippen ausgeatmet, was den Luftstau verhndern kann

Bauchatmung: bewusste Bauchatmung sorgt für ein Training des Zwerchfells und reduziert Atmenot

Huffing: meist für Patienten mit viel Schleimbildung sinnvoll. Es unterstützt das Abhusten des Schleims. Dabie wird Tief eingeatmet und danach kräftig ausgeatmet wie, als würde man eine Scheibe beschlagen wollen

Atemerleichternde Haltungen: Kutschersitzt oder Wandstütz. Dadurch werden die Hilfsatemmuskeln aktiviert und das Atmen fällt leichter
Training zur Verbesserung der Belastbarkeit

Krafttraining: Muskelaufbau zur Reduktion körperlicher Einschränkungen, besonders für Beine, Arme und Atemmuskulatur.¹²Die Intensität sollte dabei bei 50% – 85% des Maximalgewichtes liegen und es sollten zwischen 6 –12 Wiederholungen durchgeführt werden.^22,23

Ausdauertraining: Ideal ist hochintensives Training (Laufband/Fahrradergometer), alternativ Intervalltraining für Patienten mit schwerer COPD. Im Optimalfall sollte dieses Training 3–4-mal pro Woche bei einer Intensität von 70% – 85% der maximalen Sauerstoffaufnahme (vo2 max) durchgeführt werden. Dies sollte für etwa 10 bis 60 Minuten erfolgen.¹⁶

Intervalltraining: Wechsel aus Belastungs- und Erholungsphasen reduziert Symptome und verbessert die Leistungsfähigkeit. Eher für stärker betroffene Personen gedacht, die nicht in der Lage sind ein normales Ausdauertraining durchzuführen.¹⁶

Die richtige Kombination aus Medikamenten, Physiotherapie und Selbstmanagement kann die Lebensqualität und Lebenserwartung deutlich verbessern.
COPD geht oft mit starkem Gewichtsverlust und Muskelabbau einher, da die Atemmuskulatur überlastet ist und der Körper vermehrt Energie verbraucht. Um diesem Verlust entgegenzuwirken, ist eine gezielte Ernährung essenziell. Da COPD eine Entzündliche Erkrankung ist hier eine Entzündungshemmende Ernährung sinnvoll

Wichtige Ernährungsempfehlungen:

Hochkalorische, nährstoffreiche Ernährung, insbesondere bei Untergewicht

Ausreichende Eiweißzufuhr, um Muskelmasse zu erhalten (ggf. durch Trinknahrung ergänzen)

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um das Abhusten von Schleim zu erleichtern

Kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten, um die Verdauung nicht zu belasten

Vitaminreiche Kost & Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch oder Nahrungsergänzungsmitteln)

Kalziumreiche Ernährung, um Knochenabbau vorzubeugen

Zucker reduzieren/ minimieren

Vermeiden Sie:

Alkohol, da er die Harnsäurekonzentration erhöht und die Lungenfunktion beeinträchtigen kann

Ein individuell abgestimmter Ernährungsplan kann helfen, das Gewicht zu stabilisieren und die Lebensqualität zu verbessern. Bei Bedarf kann unser Ernährungscoach Sie dabei unterstützen oder Lesen sie unsere Ernährungsguides. Studien zeigen, dass ein besserer Ernährungszustand die Überlebenszeit von COPD-Patienten deutlich verlängern kann.³⁰

WAS KANN ICH KONKRET TUN?
Atemübungen täglich durchführen (Lippenbremse, Bauchatmung)

Exazerbationen vorbeugen (Infekte Vorbeugen, Umweltfaktoren reduzieren)

Bewegung und Training auch bei Atemnot (Bewegung täglich, Training 3-4x pro Woche)

Rauchstopp

Ernährungsoptimierung (Entzündungshemmend, proteinreich, viel Trinken)

FAZIT

COPD ist eine chronische, fortschreitende Lungenerkrankung, die zu Atemnot, Leistungseinschränkungen und erhöhter Schleimbildung führt. Da die Erkrankung nicht heilbar ist, spielen Physiotherapie und Ernährung eine entscheidende Rolle im Management.

Physiotherapie verbessert die Atemtechnik, stärkt die Muskulatur und erhöht die Belastbarkeit, wodurch Symptome gelindert und Exazerbationen reduziert werden. Eine entzündungshemmende, proteinreiche Ernährung hilft, Muskelabbau vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken. Die richtige Kombination aus Bewegung und Ernährung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Lebensqualität deutlich verbessern.