Ergotherapie bei ADHS im Kindesalter
Eine ADHS-Diagnose wird laut Studien und Statistiken viermal häufiger bei Jungen als bei Mädchen diagnostiziert. Die Diagnose tritt meist im Kindesalter auf. Aktuelle geht man davon aus, dass 5% der 3-17 Jährigen betroffen sind. Zudem wird vermutet, dass 60% der wesentlichen Symptomatiken in den nachfolgenden Lebensphasen bestehen bleiben. Kinder aus bereits ADHS-belasteten Familien haben ein erhöhtes Risiko an ADHS zu erkranken, da eine ADHS-Erkrankung zu 60-70% der Fälle vererbt wird. 7
Besonders bei Kindern im Grundschulalter, werden störende Verhaltensweisen im sozialen Bereich beobachtet. Bei Eintritt in die Schule verstärken sich Symptomatiken oft. So haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten Freundschaften aufzubauen und zu festigen oder stören den Unterricht, welches oftmals zu Isolation der betroffenen Kinder führt. Zudem fällt es ihnen schwer dem Unterricht zu folgen, wodurch Aufgaben oft nicht zu Ende geführt werden. 7
In der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Verhaltenstraining. Hier erlernen die Kinder Strategien zur Verbesserung der Selbststeuerung. Zum Beispiel durch Kennenlernen der eigenen Impulse, um diese in Zukunft in passenden Situationen, besser regulieren zu können. Zudem ist Bestandteil der Therapie, soziale Kompetenzen zu erlernen und zu beüben, da diese im Schulalltag besonders wichtig sind, um unterstützende Beziehungen zu Freunden und Lehrpersonal aufzubauen. Weiter greifen spezielle Konzentrationstrainings, welche eine Verringerung der Ablenkbarkeit und eine Verbesserung der verschiedenen Aufmerksamkeitsleistungen fokussiert.
Um in der Therapie einen größtmöglichen Erfolg für ADHS-Betroffene & deren Familien zu erzielen, ist die Mitarbeit der Eltern und des Umfeldes der Familien maßgeblich. Dies geschieht nur durch einen regelmäßigen und aktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Damit die in der Therapie erlernten Verhaltensweisen im Alltag umgesetzten werden können, müssen diese regelmäßig außerhalb der Therapie beübt werden. Dafür ist besonders für Kinder, die Unterstützung der Bezugspersonen, ein wichtiger Bestandteil. Zudem ist Aufklärung in der Elternarbeit ein elementarer Baustein der Therapie.8 Dazu gehört ebenso die Vermittlung von Wirkmechanismen der Medikamente, sowie Tipps und Tricks dem Kind die Wirkmechanismen entsprechend kindgerecht, näher zu bringen.
Oftmals berichten Eltern über Schuldgefühle, die die Erziehung ihres Kindes betreffen. Sie haben Sorge darüber, Fehler gemacht zu haben oder auch die Kinder fühlen sich schuldig, nachdem es innerhalb der Familie zu Regelverletzungen kam. Damit auf lange Sicht eine unterstützende Eltern-Kind-Beziehung entstehen kann, müssen beide Seiten lernen ihre Gefühle und Bedürfnisse adäquat zu äußern und zu reagieren.9 Weiter, greifen hier innerhalb der Behandlung Elemente individualpsychologischer Erziehungsberatung, welche, mit dem Kind im Mittelpunkt, davon ausgeht, dass auch herausfordernde kindliche Verhaltensweisen, elementare Grundbedürfnisse zu stillen versuchen.10
Da eine ADHS Erkrankung vielseitig ist und individuell auftritt, ist es wichtig mit mehreren Berufsgruppen parallel zusammen zu arbeiten. Besonders in der Diagnostikphase sollte das Umfeld, Beobachtungen aus verschiedenen Lebenssituationen zusammenführen. So arbeiten Psychologen, Pädagogen und Therapeuten meist mit Verhaltensbeobachtungen, während Ärzte sich eher auf die neuroanatomischen Strukturen und das Ausschließen von Nebendiagnosen konzentrieren. Oft werden zudem verschiedene Testungen, wie ein IQ-Test durchgeführt, hierbei ist jedoch zu beachten, dass äußere Faktoren wie zum Beispiel eine lautstarke Umgebung, die Ergebnisse des Tests verfälschen können. Zusätzlich ist wie oben bereits beschrieben der aktive Austausch aller Beteiligten besonders wichtig. Während Ärzte, Pädagogen und Therapeuten medizinische und therapeutische Maßnahmen ergreifen, ist es wichtig, dass Eltern versuchen diese im Alltag umzusetzen und ein entsprechendes Feedback an die behandelnden Berufsgruppen geben.11
Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres jungen Lebens in der Schule. Umso wichtiger ist es für uns, das System Schule als Teil in unserer therapeutischen Arbeit zu sehen. Dazu gehört es, dass wir die Teilhabe am Schulalltag der Kinder mit den, für sie ganz individuellen Herausforderungen wahrnehmen und diese ins therapeutische Setting integrieren. Schulbesuche, um das Kind in seinem schulischen Alltag beobachten zu können, Gespräche vor Ort mit Lehrern und anderen Pädagogen gewährleisten zielgerichtete, therapeutische Interventionen.