Juli 10 2025

Frozen Shoulder

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Lesezeit: 16 Minuten

SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT EINER FROZEN SHOULDER?

Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen.

2400 Worte | 20 Minuten Lesezeit

Zuletzt Aktualisiert: Juli 2025

INHALTSVERZEICHNIS

Wie entsteht die Problematik?
Risikofaktoren
Diagnostik
Mythen
Operation? Ja oder nein?
Was können Sie als Patient oder Arzt bei/von uns erwarten?
Quellenangabe

Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen fundierten Einblick in das Thema „Frozen Shoulder“ geben – ein häufiges, aber oft missverstandenes Krankheitsbild der Schulter. Wir erklären, wie es zu dieser schmerzhaften Bewegungseinschränkung kommt, wie sie diagnostiziert wird und welche Behandlungsmöglichkeiten wir empfehlen. Dabei stützen wir uns ausschließlich auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse sowie auf unsere langjährige praktische Erfahrung.

Unser Ziel ist es, Ihnen eine verlässliche Informationsquelle an die Hand zu geben, mit der Sie bereits im Vorfeld Klarheit über Symptome, Ursachen und Behandlungswege gewinnen können. So können offene Fragen oder Unsicherheiten frühzeitig ausgeräumt werden.

WAS IST EINE FROZEN SHOULDER UND WIE ENTSTEHT SIE?
Der Begriff „Frozen Shoulder“ wurde erstmals in den 1940er-Jahren verwendet. Damals ging man davon aus, dass es sich um eine Verwachsung der Gelenkkapsel mit dem Oberarmkopf handelt. Heute wissen wir: Diese Annahme ist überholt.

Bei einer Frozen Shoulder handelt es sich vielmehr um eine krankhafte Veränderung der Gelenkkapsel, insbesondere durch eine Angiogenese – das heißt, es bilden sich neue Blutgefäße aus bereits bestehenden. Dieser Prozess führt wiederum zu einer vermehrten, ungeordneten Produktion von Bindegewebsfasern, was die Kapsel verdickt, verhärtet und schrumpfen lässt.^1,2Das Ergebnis: starke Schmerzen und eine massiv eingeschränkte Beweglichkeit der Schulter, oft über viele Monate hinweg.

Abbildung 1: Schulterkapsel normal und mit Frozen shoulder (Myokraft)
Frozen Shoulders betreffen etwa 2–5 % der Allgemeinbevölkerung und treten deutlich häufiger bei Frauen auf – das Verhältnis liegt bei etwa 3:1 zugunsten der Frauen. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen einer primären und einer sekundären Frozen Shoulder.^3,4

Primäre Frozen Shoulder:
Diese Form entsteht ohne erkennbare Ursache und ist nicht auf eine vorbestehende Erkrankung zurückzuführen. Es handelt sich um ein eigenständiges Krankheitsbild.

Sekundäre Frozen Shoulder:
Hier liegt eine klare Ursache zugrunde, wie z. B. eine andere Erkrankung, ein Trauma oder eine Operation im Schulterbereich. Die sekundäre Form lässt sich weiter unterteilen:

Systemisch:
Metabolische Erkrankungen wie Diabetes, hormonelle Störungen (z. B. Schilddrüse), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, entzündliche Prozesse sowie genetische Veranlagungen können eine Rolle spielen.

Extrinsisch:
Eine verminderte körperliche Aktivität, neurologische Erkrankungen wie eine zervikale Radikulopathie (Nervenwurzelreizung der Halswirbelsäule) oder ein Schlaganfall gelten als Risikofaktoren.

Intrinsisch:
Dazu zählen Verletzungen der Schulter, Operationen, Erkrankungen der Rotatorenmanschette oder Gelenkinfektionen.

RISIKOFAKTOREN

Bestimmte gesundheitliche oder körperliche Umstände erhöhen das Risiko, an einer Frozen Shoulder zu erkranken.

Stoffwechselerkrankungen:
Menschen mit metabolischen Störungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hypothyreose) haben ein deutlich erhöhtes Risiko. Der gestörte Stoffwechsel kann entzündliche Prozesse in der Gelenkkapsel begünstigen und die Heilung verzögern.

Bewegungsmangel:
Eine längere Immobilisation der Schulter, etwa nach einer Verletzung, Operation oder durch Schonhaltung bei Schmerzen, kann zur Verklebung und Versteifung der Gelenkkapsel führen. Die Schulter verliert an Beweglichkeit – ein typischer Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Frozen Shoulder.

Nervenprobleme:
Neurologische Störungen, wie etwa Reizungen oder Schädigungen von Nervenwurzeln im Bereich der Halswirbelsäule (zervikale Radikulopathie), können sich negativ auf die Schulterfunktion auswirken. Auch Patienten nach einem Schlaganfall sind gefährdet, da hierdurch oft eine reduzierte Beweglichkeit der betroffenen Seite entsteht.

Entzündliche Prozesse im Körper:
Chronische oder systemische Entzündungen, wie sie bei rheumatischen Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen vorkommen, können das Gewebe der Gelenkkapsel beeinflussen und Umbauprozesse in Gang setzen, die zur Versteifung der Schulter führen.

DIAGNOSTIK
Die Frozen Shoulder gilt als eine der langwierigsten und schmerzhaftesten Schultererkrankungen. Sie verläuft typischerweise über einen Zeitraum von durchschnittlich 30 Monaten und geht mit intensiven Schmerzen und teils massiven Bewegungseinschränkungen einher.⁵

Der Verlauf lässt sich in drei klassische Phasen unterteilen:

Freezing-Phase:
Im Vordergrund stehen starke Schmerzen; die Beweglichkeit verschlechtert sich zunehmend.

Frozen-Phase:
Die Schmerzen nehmen langsam ab, dafür ist die Beweglichkeit nun deutlich eingeschränkt.

Thawing-Phase:
Sowohl Schmerzen als auch Bewegungseinschränkungen bessern sich allmählich.

Typische Symptome

Betroffene sind meist zwischen 40 und 60 Jahre alt.

Schleichender Beginn- Die Symptome beginnen häufig schleichend, oft ohne erkennbare Ursache

Starke Schulterschmerzen- Schmerzen sind dauerhaft vorhanden, intensiv und verstärken sich besonders bei plötzlichen Bewegungen.

Der Schmerz ist oft diffus, kann bis in den Arm und die Hand ausstrahlen und führt zu erheblichen Einschränkungen im Alltag.

Eine wirksame Schmerzlinderung ist häufig schwer zu erreichen.

Zunehmende Bewegungseinschränkung- Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich ein signifikanter Bewegungsverlust – sowohl aktiv (durch den Patienten) als auch passiv (durch den Untersucher).

Langanhaltender Verlauf – oft über Monate bis Jahre

MYTHEN

„Bei einer Frozen Shoulder soll / darf ich meine Schulter nicht belasten.“

Obwohl bei einer Frozen Shoulder starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen da sind, ist eine Entlastung oder Schonung nicht zu empfehlen, denn nur durch eine gezielte, schmerzfreie Belastung kann man die Beweglichkeit und auch die Schmerzen positiv beeinflussen. Jede Art von (dauerhafte) Entlastung oder Schonung sorgt dafür, dass die Beweglichkeit schlecht bleibt oder noch schlechter wird.

„Bei einer Frozen Shoulder soll ich mich oft dehnen.“

Bei einer (stark) eingeschränkte Beweglichkeit denkt man oft, dass man Dehnen soll. Zum Thema Dehnen gibt es viele Missverständnisse, denn die Verbesserung der Beweglichkeit (die man nur erreicht, indem man sich extrem viel dehnt), ⁶ wird durch eine Veränderung des Nervensystems verursacht die zu einer erhöhten Schmerztoleranz führt, nicht durch eine Veränderung auf muskuläre oder bindegewebs-ebene. Studien zeigen, dass regelmäßige Dehnübungen des Unterkörpers zu einer erhöhten Beweglichkeit im Oberkörper führt und andersrum. ⁷

Wir wissen, dass Muskulatur dynamisches Gewebe ist und sich anpassen kann. Es kann sich tatsächlich verlängern und verkürzen. Das klassische Dehnen ist aber keine optimale Methode, um dies zu erreichen. Wie man es wohl erreicht Muskulatur zu verlängern und wie man damit die Beweglichkeit verbessert erfahren sie hier.

„Bei einer Frozen Shoulder soll ich mich passiv behandeln lassen.“

Eine passive Behandlung (in Form von Massage oder manuelle Therapie) kann in der ersten („freezing“) Phase, wo Schmerzen stark im Vordergrund stehen, angewandt werden, um Schmerzen zu reduzieren. Diese Art von Therapie soll aber nur kurzfristig angewandt werden da sie keinen Einfluss auf die Ursache des Problems und die Beweglichkeit ausübt. Darüber hinaus zeigen Studien, dass die Ergänzung eines Trainings-/Übungsprogramms durch passive Therapie in Form von Massage oder manuelle Therapie, die Ergebnisse nicht verbessert. ^{8, 9}

OPERATION JA ODER NEIN ?

In den allermeisten Fällen lässt sich eine Frozen Shoulder ohne Operation erfolgreich behandeln. Konservative Maßnahmen wie gezielte Physiotherapie, kontrollierte Bewegungsübungen und – falls nötig – eine temporäre Schmerzmedikation führen bei bis zu 90 % der Betroffenen zu einer deutlichen Besserung.¹⁰

Eine Operation sollte daher ausschließlich als letzte Option in Betracht gezogen werden – nämlich dann, wenn nach mindestens 3 bis 6 Monaten intensiver konservativer Therapie weiterhin sehr starke Schmerzen und erhebliche Bewegungseinschränkungen bestehen.¹¹Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Die Studienlage zur Wirksamkeit operativer Eingriffe bei Frozen Shoulder ist aktuell nur von geringer Qualität, was die Evidenz betrifft.¹²

WIE WIRD EINE FROZEN SHOULDER BEHANDELT ?
Wie bei all unseren neuen Patientinnen und Patienten beginnt auch die Therapie bei einer Frozen Shoulder mit einer umfassenden Anamnese. In einem ausführlichen Gespräch erheben unsere Therapeut*innen alle für die Behandlung relevanten Informationen, klären mögliche Kontraindikationen und schließen sogenannte „Red Flags“ aus.

Im Anschluss erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung, um den aktuellen funktionellen Zustand der Schulter genau zu erfassen. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir ein individuelles Anforderungsprofil, das sich an Ihren persönlichen Alltagsanforderungen orientiert. Ziel ist es, einen klaren IST-Zustand festzuhalten und einen realistischen, objektiv definierten SOLL-Zustand zu formulieren. Dieser Weg bildet die Grundlage für eine gezielte, strukturierte Therapieplanung, die kontinuierlich angepasst, kontrolliert und evaluiert wird.

Um den Therapieerfolg zusätzlich zu optimieren, bieten wir optional die Möglichkeit einer erweiterten Therapiezeit an. Diese zusätzliche Behandlungszeit erlaubt es unseren Therapeut*innen, noch gezielter auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und das volle Potenzial der Therapie auszuschöpfen. Mehr Informationen zur erweiterten Behandlung und dem allgemeinen Ablauf finden Sie hier auf unserer Website oder in unseren Informationsmaterialien.

Auch wenn die Frozen Shoulder als eine der langwierigsten Schulterdiagnosen gilt – mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von bis zu 30 Monaten – ist die Langzeitprognose sehr gut. In rund 90 % der Fälle kommt es zu einer vollständigen Erholung, selbst ohne therapeutische Maßnahmen.¹⁵

Die Anfangsphase der Therapie konzentriert sich daher auf Schmerzlinderung und Aufklärung. Dazu zählen:

Schmerzaufklärung über das Krankheitsbild

Anpassung des Lebensstils (z. B. Schlafposition, Stressmanagement)

Tipps für den Alltag, etwa der Einsatz von Wärme oder Kälte, sanfte Bewegung oder gezielte Mobilisationsübungen

Sobald die Schmerzen unter Kontrolle sind, verschiebt sich der Fokus der Therapie in Richtung Beweglichkeitsaufbau. Typischerweise sind bei einer Frozen Shoulder besonders folgende Bewegungen eingeschränkt:

Überkopfbewegungen

Außenrotation

Innenrotation
Abbildung 1: Überkopfbewegung (Myokraft)

Abbildung 2: Rotationsbewegung (Myokraft)

Abbildung 3: Überkopfbewegung (Myokraft)

Unser Trainingsansatz basiert auf kontrollierten, gezielten Übungen, die diese eingeschränkten Bewegungen sanft, schmerzfrei und funktionell fördern.

Eine mehrfache tägliche Durchführung dieser Übungen ist essenziell: Mindestens 5–6 Mal pro Tag, jeweils 5–10 Minuten, sind empfehlenswert. Studien zeigen, dass das Schultergelenk zwischen den Übungseinheiten wieder zur Steifigkeit neigt, weshalb eine hohe Frequenz entscheidend für den Behandlungserfolg ist.¹Sobald Schmerzen und Beweglichkeit es erlauben, geht die Behandlung nahtlos in ein gezieltes Aufbau- und Krafttraining über. Ziel ist es, die Schulter Schritt für Schritt wieder belastbar zu machen und ihre volle Funktionalität für den Alltag zurückzugewinnen.

FAZIT: WAS KÖNNEN SIE KONKRET TUN ?

Behalten Sie Geduld und eine positive Einstellung
Auch wenn der Weg lang sein kann: Die Prognose bei einer Frozen Shoulder ist sehr gut. Fast alle Betroffenen erholen sich vollständig – allerdings braucht es dafür Zeit, Engagement und aktives Mitwirken.

Bewegung anpassen, aber nicht vermeiden
Bewegung ist wichtig, aber sie sollte schmerzangepasst sein. Komplettes Ruhigstellen verschlechtert den Zustand nur.

Beginnen Sie mit gezieltem, schmerzadaptiertem Training statt nur Dehnen.

Lebensstilfaktoren optimieren
Entzündungen im Körper reduzieren durch eine gesunde Ernährung mit ausreichend Protein und Omega-3-Fettsäuren
Stress abbauen, da er den Heilungsprozess verlangsamen kann
Guter Schlaf, um die Regeneration zu unterstützen

Warten Sie nicht, bis die Schmerzen von selbst verschwinden – mit der richtigen Strategie können Sie aktiv gegen die Frozen Shoulder vorgehen!