Parkinson
SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT PARKINSON?
Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen.
3136 Worte | 21 Minuten Lesezeit
Zuletzt Aktualisiert: Januar 2025
Liebe Patientin, lieber Patient sowie (Fach)Arzt, wir möchten Ihnen einen umfassenden Überblick über die Diagnose und Behandlung von Parkinson geben. Dabei stützen wir uns auf wissenschaftliche Studien und unsere langjährige Erfahrung, um Ihnen zu helfen, Ihre Fragen zu beantworten und mögliche Unsicherheiten zu klären.
Parkinson ist eine der am schnellsten wachsenden neurologischen Erkrankungen weltweit und betrifft etwa 6,3 Millionen Menschen. Experten schätzen, dass sich die Anzahl der Erkrankten bis 2040 auf über 12 Millionen verdoppeln wird.1
-
Parkinson ist eine „neurodegenerative“ Erkrankung, was so viel bedeutet wie der krankhafte Abbau von Gehirnzellen sowie deren chemische Botenstoffe. Dies führt in den meisten Fällen zu Bewegungseinschränkungen wie langsamen Bewegungen, Koordinationsstörungen, unkontrolliertem Zittern und Gleichgewichtsstörungen. Auch geistige Einschränkungen, Schlafstörungen, Schmerzen und sensorische Missempfindungen können auftreten.2
Bei Parkinson sterben spezielle Gehirnzellen ab, die den Neurobotenstoff Dopamin produzieren. Dopamin ist wichtig für die Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel daran führt zu den typischen Parkinson-Symptomen wie Zittern, Steifheit, Bewegungsarmut und Störung der Haltungsstabilität und Gangsicherheit. Im Verlauf können auch Verhaltensänderungen, kognitive und psychiatrische Symptome wie Demenz und Depressionen entstehen.5,6
Wissenschaftler berichten, dass es bei Parkinson-Patienten häufiger zur Bildung von Lewy-Körperchen kommt. Diese Proteine bilden sich auch bei Demenz und dienen als Messmittel zur Diagnosestellung.6
Risikofaktoren
Neben dem Altern der Gesellschaft spielen auch die Nebenwirkungen der Industrialisierung eine wesentliche Rolle in der Entstehung von Parkinson. Zudem sind Männer häufiger betroffen und die Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken, nimmt mit der siebten und achten Lebensdekade um das 5–10-fache zu. Des Weiteren tritt die Krankheit in westlichen Ländern häufiger auf als in östlichen Ländern.6 Was darauf schließen lässt, dass es einen Zusammenhang mit unserer Lebensweise und dem Erwerb der Parkinson-Krankheit gibt.
Die meisten Parkinson-Fälle haben viele verschiedene Ursachen, darunter Umweltfaktoren, genetische Faktoren und der Lebensstil. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören:3
- Langer Kontakt mit Pestiziden, Ölen, Farben und Metallen
- Hirnverletzungen
- Eine Familiengeschichte mit Parkinson
- Störungen des Verdauungstrakts und der Darmflora
- Chronische Entzündungen
- Chemotherapie und Narkose
Interessanterweise zeigt eine Studie bei eineiigen und zweieiigen Zwillingen, dass die genetische Vererbung das Risiko nur zu 30% bestimmt, an Parkinson zu erkranken. Dies verdeutlicht, dass andere Umwelteinflüsse eine größere Rolle in der Entwicklung von PD bei genetisch vorbelasteten Personen spielen.7
Präventionsfaktoren
Hingegen konnten Untersuchungen auch eine schützende oder krankheitsmildernde Wirkung von bestimmten Lebensstilfaktoren gegen Parkinson zeigen. 3,6
- Regelmäßige Bewegung und Training8
- Regelmäßiger Kaffeekonsum8 Koffein blockt bestimmte Rezeptoren im Gehirn, die sonst schädliche Signale senden könnten. Diese Blockade hilft, die Zellen zu schützen, die unsere Bewegungen kontrollieren, und verringert so das Risiko, an Parkinson zu erkranken. 95,96 Jedoch sollte der Koffeinkonsum abgeklärt sein, da zu hoher Konsum auch zu Herz-Kreislaufen Problemen und Schlafstörungen führen kann. Die EFSA (European Food Safety Authority) sieht eine tägliche Dosis für gesunde Erwachsene von bis zu 400mg als unbedenklich an, mit Ausnahme von Schwangeren (max. 200mg)106
- Regelmäßiger Nikotinkonsum:1,3,4,8 Inhaltstoffe von Tabakrauch enthalten jedoch über 9000 weitere chemische Bestandteile.59 Diese führen zu weitaus mehr und lebensbedrohlicheren gesundheitlichen Schäden wie Parkinson.62 Ein Risiko ist die Entstehung von Arteriosklerose, im Volksmund auch Arterienverkalkung genannt. Dies kann im weiteren Verlauf zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.60,61,63-66 Des Weiteren kann Nikotinrauch zu Lungenkrebs führen.68,69 Zusammengefasst überwiegen die zahlreichen Nachteile dem potenziell schützenden Effekt gegen Parkinson deutlich.
-
Zuallererst ist darauf hinzuweisen, dass die Diagnose von Parkinson auf klinischen Kriterien basiert, da es keinen definitiven Test für die Diagnose gibt. Typische motorische Symptome sind:
- Bradykinese: Verlangsamte Bewegungen
- Rigor: Steifheit des Bewegungsapparates
- Ruhetremor: Zittern in Ruhe
- Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen
Im weiteren Verlauf der Erkrankung können diese Symptome zu körperlichen Problematiken führen, wie einem erschwerten Gangbild und mangelnder Gleichgewichtsfähigkeit.13 Einige Patienten leiden im Verlauf am „Freezing-Phänomen“, einer vorübergehenden unwillkürlichen Unfähigkeit, sich zu bewegen. Dies erhöht das Sturzrisiko.
Neben den motorischen Symptomen gibt es auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen, die häufig zuerst auftreten. Dazu gehören autonome Dysfunktionen, kognitive und verhaltensbezogene Anomalien, Verstopfungen und Schlafstörungen. Schlafprobleme betreffen bis zu drei Viertel der Parkinson-Patienten und bringen ein erhöhtes Risiko für kognitive Defizite, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme bei der Entscheidungsfähigkeit mit sich.11,12,14,15 Des Weiteren kann es zu fehlerhaften Erinnerungsvermögen kommen sowie einer Form der Demenz. Schwierigkeiten bei der Wortfindung und dem Gedächtnis können die Kommunikation beeinträchtigen und zu Rückzug und Isolation führen. Eine Studie fand heraus, dass Personen mit Parkinson, die soziale Isolation erfahren, eine 55% höhere Symptomintensität aufweisen.16
Eine weitere häufig auftretende Komplikation von Parkinson ist das Freezing Phänomen, auch als Freezing of Gait (FOG). Dieses Phänomen äußert sich darin, dass Betroffene plötzlich das Gefühl haben, als wären ihre Füße auf dem Boden „festgefroren“. Freezing tritt häufig in Situationen auf, die eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern, der Haupttrigger für das Einfrieren ist die 360°-Drehung oder die initiale Schrittauslösung.
-
Parkinson-Patienten sollten keine körperliche Aktivität ausüben – das ist gefährlich!
Physische Aktivität kann Menschen mit Parkinson-Krankheit in vielerlei Hinsicht helfen. Von einer allgemeinen Verbesserung der Gesundheit bis hin zu spezifischen Vorteilen für die Parkinson-Krankheit gibt es viele positive Effekte. Verschiedene Arten von körperlicher Aktivität wie Aerobic, Laufbandtraining, Tanzen, Tai Chi, Yoga und Krafttraining sind besonders nützlich für Menschen mit Parkinson. Zusammengefasst kann körperliche Aktivität die Beweglichkeit verbessern, depressive Symptome verringern und die allgemeine Lebensqualität von Parkinson-Patienten erhöhen. Es ist wichtig, dass diese Programme auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten abgestimmt sind, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und die besten Ergebnisse zu erzielen. 9,18,19
Parkinson besteht nur aus motorischen Symptomen
Die Parkinson-Krankheit zeigt sich nicht nur durch Bewegungsprobleme. Es gibt viele andere Symptome, die nichts mit Bewegung zu tun haben und oft schon Jahre vor den ersten motorischen Anzeichen auftreten. Diese nicht-motorischen Symptome können den Geruchssinn betreffen, Schlafprobleme, Depressionen und Verstopfung umfassen. Diese nicht-motorischen Symptome werden oft übersehen oder als weniger wichtig angesehen, können aber das Leben stark beeinträchtigen. Andere nicht-motorische Symptome können Probleme mit dem Denken (kognitive Störungen), mit der Kontrolle von Körperfunktionen (autonome Störungen) und mit der körperlichen Wahrnehmung (sensorische Störungen) sein. Die Behandlung dieser Symptome kann anders sein als die übliche Parkinson-Therapie, die oft auf die Verbesserung der Bewegungsfähigkeit abzielt. Manchmal versucht man, die Empfindlichkeit des Körpers auf Dopamin zu ändern, um diese Symptome zu behandeln.22
Nur ältere Menschen bekommen Parkinson.
Die Parkinson-Krankheit betrifft überwiegend ältere Erwachsene, insbesondere aufgrund altersbedingter neurodegenerativer Veränderungen. Alter ist einer der primären Risikofaktoren für Parkinson. Jedoch können auch jüngere Menschen erkranken. Dies wird als Young-Onset Parkinson’s Disease (YOPD) bezeichnet und ist definiert durch den Beginn der Symptome zwischen dem 21. und 39. Lebensjahr. Dennoch muss man sagen, dass die Prävalenz im Alter deutlich steigt. Eine Studie aus China zeigt beispielsweise, dass die Fälle mit Parkinson bei den 70 bis 79-Jährigen im Vergleich zu den über 90-Jährigen um das Doppelte zunimmt.26, 27, 28 Dennoch kann man schon in jungen Jahren mit einem gesunden und positiven Lifestyle dazu beitragen, die Risikofaktoren zu minimieren. Wie bei vielen Erkrankungen hat man es selbst in der Hand, seine Lebensqualität von Morgen zu beeinflussen.
Nur Medikamente können mir helfen
Bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit sind Medikamente sehr wichtig. Besonders solche, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen, wie Levodopa und Dopaminagonisten, spielen eine große Rolle. Dennoch gibt es wesentlich mehr, was Sie tun können. Ein aktiver Lebensstil ist besonders wichtig. Patienten mit Parkinson, die regelmäßig Sport treiben, können oft mehr im Alltag bewältigen als diejenigen, die keinen Sport machen. Das liegt daran, dass Bewegung sowohl die motorischen (Bewegungs-) als auch die nicht-motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit positiv beeinflussen kann.20,21
Die moderne Behandlung der Parkinson-Krankheit nutzt einen sogenannten „multidisziplinären Ansatz“. Das bedeutet, dass verschiedene Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten. Dazu gehören Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neurologen, Psychologen und Ernährungsberater. So wird sichergestellt, dass der Patient die bestmögliche Unterstützung bekommt, sowohl für seine körperlichen als auch für seine emotionalen Bedürfnisse.20,21
Es ist möglich genaue Prognosen über den Verlauf der Krankheit zu stellen
Die Vorhersage, wie sich die Parkinson-Krankheit entwickelt, ist sehr schwierig. Eine Methode dafür ist eine Studie von Velseboer aus dem Jahr 2016. Diese Studie hat ein Modell erstellt, das vorhersagen kann, wie es einem Parkinson-Patienten fünf Jahre nach der Diagnose gehen könnte. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie das Alter des Patienten und die Ergebnisse bestimmter Tests. Vorhersagemodelle sind sehr nützlich, aber man muss beachten, dass die Parkinson-Krankheit bei jedem Patienten anders verläuft. Der Verlauf der Krankheit kann von vielen Dingen abhängen, wie den genetischen Anlagen, Umweltfaktoren oder anderen Krankheiten, die der Patient haben könnte.23 Es ist möglich, einige Aspekte des Verlaufs der Parkinson-Krankheit vorherzusagen, die Genauigkeit dieser Vorhersagen kann aber variieren. Die Forschung muss weitergehen, um genauere „biologische Marker“ (ähnlich wie hohe Zuckerwerte auf Diabetes hinweisen können) zu finden, die uns helfen, die Krankheit besser zu verstehen und zu behandeln.24,25
-
Wie bei jedem unserer (neuen) Patienten, erwartet sie zu Beginn der ersten Therapiesitzung ein ausführliches Anamnesegespräch mit einem unserer Therapeuten, um für die Therapie relevante Information zu evaluieren und mögliche Kontraindikationen oder sogenannte „Red Flags“ auszuschließen. Danach wird eine gründliche Untersuchung durch den Therapeuten vorgenommen, um den aktuellen Rehabilitationsstand genauestens festlegen zu können.
Zudem wird gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Anforderungsprofil erstellt, welches speziell auf die täglichen Anforderungen im Leben des Patienten abgestimmt ist. Ziel ist es, einen klar objektiv definierten IST-Standpunkt zu gestalten und mittels erster Planungen den zu erreichenden Soll-Stand zu formulieren. Dieser Weg wird durch den Transfer der Therapie stattfinden und laufend neu motorisiert und evaluiert, um zu jedem Zeitpunkt über den aktuellen Leistungszustand des Patienten informiert zu sein.
Um diese Art der Methodik noch effizienter zu gestalten und das volle Potenzial aus der Behandlung schöpfen zu können, bieten wir ihnen optional die Möglichkeit der erweiterten Therapiezeit an. Ziel dieser Zusatzleistung ist es, unser Behandlungspotential voll auszuschöpfen, eine qualitativ hochwertige Therapie zu garantieren und damit das Therapieergebnis zu optimieren. Durch das erweiterte Konzept können unsere Therapeuten deshalb noch effizienter an dem Therapieprozess arbeiten. Mehr Information hierzu und zum allgemeinen Ablauf unserer Behandlungen finden sie hier.
Der Weg zu mehr Lebensqualität
Bei Myokraft legen wir enorm viel Wert auf einen aktiven Lebensstil, da dieser unsere körperliche Funktionsfähigkeit und Belastbarkeit verbessert und uns gesund hält. Wir ermöglichen unseren Patienten ein umfangreiches Therapieprogramm, welches verschiedenen Interventionen beinhaltet, um dir die maximal mögliche Lebensqualität bieten zu können.
Unsere Interventionen lassen sich grob in zwei Maßnahmen unterteilen:
- Konditionelles Training: Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit (Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer)
- Aufgabenspezifisches Training: Verbesserung der Bewegungsqualität (Gangsicherheit, Bewegungsökonomie, Koordination)
Gesundheitliche Vorteile regelmäßigen Trainings
- Verbesserte kognitive Funktion97,98
- Verminderte Depression99,100
- Besserer Schlaf101,102
- Verringerte Verstopfung105
- Reduzierte Müdigkeit (Fatigue)104
- Verbesserte motorische Leistung103
- Erhöhte Medikamenteneffizienz – Training kann die Aufnahme von Levodopa erhöhen und Medikamente wirkungsvoller machen29,30
Umso wichtiger ist es für Patienten mit Parkinson, dies ebenfalls zu machen, denn durch die obig beschriebenen Symptome kann sich ihr allgemeiner Gesundheitszustand sowie ihre Lebensqualität schneller verschlechtern. Hinzu kommt, dass wir im Alter ebenfalls an Belastbarkeit verlieren, was einige Ursachen wie z. B. Sarkopenie haben kann.37 Dementsprechend sollten sie dringend ihr Training beibehalten oder damit anfangen, sodass sie möglichst lange ihren Hobbys sowie ihren Alltag selbstständig nachgehen können. Genau dort setzt unsere Therapie an!
Abbildung 3: Therapieempfehlungen bei Parkinson (Myokraft)Aerobes Ausdauertraining
Patienten mit Parkinson haben eine geringe Ausdauerfähigkeit. Um diese zu verbessern, empfehlen wir ein moderates Ausdauertraining, denn es verbessert nicht nur die Sauerstoffaufnahme, sondern wirkt ebenfalls positiv auf Beeinträchtigungen wie Schlaf und Depression.78-80 Des Weiteren vermindert es motorische Einschränkungen, was sich wiederum positiv auf Gehfähigkeit und Gleichgewicht auswirkt und somit das Sturzrisiko vermindert.76-78,81
Erschöpfung, ist eines der häufigsten und belastendsten Symptome bei Parkinson-Patienten. Durch Ausdauertraining ist es möglich, diese Müdigkeit zu reduzieren. 75 Zudem können die Effekte von Ausdauertraining die Medikamenten-bedingten “on” oder “off” Phasen verbergen. Dies sorgt dafür, dass die Symptome nicht so stark herausstechen.76 In den On-Phasen erleben Patienten eine gute Kontrolle ihrer Parkinson-Symptome. Diese Phasen treten auf, wenn die Medikamente wirksam sind. Die Patienten können ihre alltäglichen Aktivitäten weitestgehend normal ausführen. In den Off-Phasen sind die Parkinson-Symptome stärker ausgeprägt, da die Wirkung der Medikamente nachlässt. Dies kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der motorischen Symptome und damit der Bewegungsfähigkeit führen. 73
Wir empfehlen ein moderates Ausdauertraining (60 – 70% der max. Herzfrequenz) 2 bis 3 x pro Woche für 30 bis 40min. Sie sollten in der Lage sein, sich während der Aktivität in kurzen Sätzen unterhalten zu können. Längere Gespräche könnten Ihre Atmung etwas erschweren. Welche Trainingsform sie wählen liegt ganz bei ihnen, ob mit dem Fahrrad (-ergometer), Laufband, Tanzen etc. Dies ist jedoch nur eine Empfehlung, verschiedene Varianten und Intensitäten können zu erfolgreichen Ergebnissen führen.74,78,80
Laufbandtraining/Gangtraining
Gang- und Laufbandtraining sind wichtige Therapieansätze zur Verbesserung der Mobilität bei Parkinson-Patienten. Diese Trainingsformen zielen darauf ab, die Gehfähigkeit, Balance und allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.84 Gangtraining kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden: an Land (geradeaus, kurvig, mit Hindernissen) oder auf dem Laufband (eben, bergauf, bergab). Jede dieser Methoden führt zum Erfolg.82,83
Das Parkinson-Gangbild:
Bei Parkinson-Patienten gibt es einige frühe Veränderungen in der Art und Weise, wie sie sich bewegen:
- Verringerter Armschwung: durch eine verminderte Rumpfrotation beim Gehen.
- Weniger fließende Bewegungen: Durch den Tremor werden die Bewegungen stockend.
- Ungleichmäßige Nutzung der Gliedmaßen: Arme und Beine werden nicht gleichmäßig genutzt werden.
Diese Veränderungen führen dazu, dass sich die Schrittlänge verkürzt, was die Geschwindigkeit verringert. Eine weitere Herausforderung für Parkinson-Patienten ist es, ihre Balance während des Laufens aufrecht zu halten, um Stürze zu vermeiden. Dies wird beeinflusst von der im allgemeinen schlechter werdenden Gehfähigkeit im Alter und von Parkinson-spezifische Koordinationsprobleme:
- Die Krankheit beeinträchtigt zusätzlich die Fähigkeit, Bewegungen zu koordinieren, was besonders die Stell- und Haltereflexe verringert.
Laufbandtraining kann die Gehgeschwindigkeit und Schrittlänge von Parkinson-Patienten deutlich verbessern.85 Das bedeutet, dass Patienten nach regelmäßigem Training schneller und mit größeren Schritten gehen können. Diese Verbesserungen erleichtern den Alltag und erhöhen die Mobilität. Besonders bei Spaziergängen, Erledigungen oder Wandern mit mehreren Personen können auch Patienten mit Parkinson in der Lage sein, das Lauftempo der anderen mitzuhalten. Eine Langzeitstudie zeigte, dass nach 24 Wochen Laufbandtraining nicht nur die Gehgeschwindigkeit, sondern auch die gesamte Gehstrecke der Patienten deutlich verbessert wurde. Diese positiven Effekte hielten sogar sechs Monate nach Ende des Trainings an.86
Kognitives Training: Skill Court
Ein Skill Court ist ein interaktives Trainingssystem, das durch kombinierte Denk- und Bewegungsaufgaben gleichzeitig das Gehirn und den Körper trainiert.48,51,52,54,57
Jeder Patient kann seinen eigenen individuellen Account im Skill-Court anlegen und damit auch seinen Fortschritt beobachten. Alle Spielergebnisse werden digital gespeichert und man kann sich mit anderen Spielern vergleichen und selbst versuchen, seine eigenen Highscores einzustellen. Diese Freude am Wettbewerb und die Bereitschaft, sich anzustrengen, können dazu beitragen, ihre neurologischen Probleme zu verringern.49
Durch den Skill-Court lernen Parkinson-Patienten ihre geistigen Fähigkeiten besser einzusetzen. Die Spiele verbessern die Fähigkeit, schnell zu entscheiden und helfen auch dabei, sich in der Umgebung besser zu Recht zu finden. Einfach ausgedrückt hilft es schneller Entscheidungen im Alltag zu treffen, ob z. B. beim Kochen, dem Medikamentenmanagement oder dem Planen von sozialen Treffen wie dem monatlichen Kegeln.50,53
Vor allem die Auswirkungen vom Freezing Phänomen werden mit dem Skill-Court verbessert, dabei zur Hilfe genommen wird das Cueing. Cues sind kleine Erinnerungen oder Signale, die helfen können, Bewegung besser zu steuern. Diese Signale können in Form von Linien, Mustern, Geräuschen oder Berührungen gegeben werden. Beim Skill Court werden verschiedene Reize und Signale trainiert, welche dem Patienten Richtungswechsel und das Loslaufen und Stoppen erleichtern können.55,56,58
Krafttraining
Eine langfristiges Krafttrainingsprogramm fördert ebenfalls die Anpassungsfähigkeit des Gehirns und unserer Nerven. Neben den Nerven-bedingten Anpassungen scheinen Trainingsprogramme zu “neuroprotektiven Benefits” beizutragen. Die Neuroprotektion bezeichnet vereinfacht Strategien, die darauf abzielen, Nervenzellen zu schützen und ihre Zerstörung zu verlangsamen. Selbst durch ein kurzfristig durchgeführtes Krafttraining lassen sich schon langfristige bis zu 12-monatige neuroprotektive Erfolge erreichen. Was vereinfacht bedeutet Krafttraining schützt auch nachhaltig vor einer Verschlechterung der Symptome.44,45
Durch eine Steigerung deiner Muskelkraft kannst du deine Gehgeschwindigkeit, Gehstrecke und Mobilität erheblich verbessern. Diese Verbesserungen erleichtern dir die täglichen Aktivitäten und erhöhen deine Unabhängigkeit im Alltag.87 Durch die Verbesserung deiner Balance und muskulären Kontrolle verringern sich die Sturzrisiken erheblich.90 Eine bessere Stabilität und Kraft tragen dazu bei, Verletzungen zu vermeiden und deine Sicherheit im Alltag zu erhöhen.88
Forschungen zeigen, dass es Symptome wie Depressionen und kognitive Beeinträchtigungen verringern kann. Des Weiteren kann ein individuelles Trainingsprogramm das emotionale Wohlbefinden steigern. Regelmäßiges Krafttraining kann also nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistigen und emotionalen Symptome bei Parkinson-Patienten verbessern kann. 90,92,93,94
Nebenbei stärkt Krafttraining ebenfalls die Atemhilfsmuskulatur, wodurch es zu einer Verbesserung der Atemfunktion kommt. Eine verbesserte Atmungseffizienz kann ihre Ausdauer steigern und die Ermüdung verringern, was ermöglicht länger aktiv zu bleiben und ihre täglichen Aufgaben leichter zu bewältigen. Außerdem spielt die Atemkontrolle eine entscheidende Rolle bei der Sprachproduktion. Eine stärkere Atemmuskulatur kann die Stimmqualität verbessern, wodurch es Parkinson Patienten leichter fällt, verstanden zu werden.33,36
Krafttraining gehört definitiv in einen vielschichtigen Behandlungsansatz, aufgrund seiner umfangreichen Vorteile. Es ist ein unersetzbarer Teil, um belastbar zu bleiben.
Ernährung
Eine genaue Empfehlung welche Lebensmittel oder Ernährungsweise die Parkinson Erkrankung beeinflusst kann aufgrund zu geringer wissenschaftlicher Erkenntnisse noch nicht getroffen werden. Trotzdem macht es Sinn sich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen, da es viele Vorteile mit sich bringt unabhängig davon, wie es sich auf die Symptome der Parkinson Erkrankung auswirkt. Was jedoch gute Erfolge andeutet ist die mediterrane Ernährung, diese kann aufgrund ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften sowie ihrer Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms die Krankheit beeinflussen. Die Nahrungsinhalte sind reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch, gesunden Fetten (insbesondere Olivenöl) und moderatem Weinkonsum (immer individuell zu betrachten). 69 Die Veränderungen im Darmmikrobiom durch die mediterrane Ernährung beeinflussen außerdem die Darm-Hirn-Achse positiv. Dies kann Entzündliche Prozesse im Gehirn steuern und die neurologische Gesundheit verbessern bzw. wirkt es neuroprotektiv.70
Darm-Hirn-Achse
Die Darm-Hirn-Achse ist ein Kommunikationsnetzwerk, das den Magen-Darm-Trakt und das Gehirn miteinander verbindet. Diese Verbindung ermöglicht eine gegenseitige Informationsweiterleitung zwischen dem Gehirn und dem Nervensystem des Darms. Zum Beispiel kann Stress im Gehirn den Darm beeinflussen (uns wird übel) und umgekehrt können Probleme im Darm, wie eine Entzündung, das Gehirn beeinflussen und zu Symptomen wie Angst oder Depression führen.
Besonders Patienten mit Verstopfungsproblematiken profitieren von einer mediterranen Ernährungsweise. Dies könnte auf die erhöhte Aufnahme von Ballaststoffen zurückzuführen sein, da dies den Empfehlungen für die Behandlung von funktioneller Verstopfung entspricht.71 Kürzlich wurde in einer Studie nachgewiesen, dass die Einnahme aus einer Kombination von Prä- und Probiotika mit 7,8g Ballaststoffen bei Morbus Parkinson die Stuhlhäufigkeit erhöht, den Stuhl weicher macht und den Gebrauch von Abführmitteln reduziert.72
-
Parkinson verursacht durch einen Dopaminmangel Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen sowie kognitive und nicht-motorische Symptome. Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, genetische Veranlagung (die nur den geringsten Risikofaktor darstellt) und Umweltfaktoren wie Pestizide spielen eine Rolle bei der Entstehung. Parkinson ist eine Herausforderung, doch es gibt positive Nachrichten: Regelmäßige Bewegung und ein aktiver Lebensstil kann Sie schützen.
Ein multidisziplinärer Ansatz, der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische Betreuung umfasst, ist entscheidend. Aerobes Ausdauertraining, Gang- und Laufbandtraining, kognitives Training (Skill Court) und Krafttraining sind wirksame Trainingsmethoden. Sie verbessern Ihre motorischen Fähigkeiten, Balance und kognitiven Funktionen und können Ihr Wohlbefinden erheblich steigern.
Eine mediterrane Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch und gesunden Fetten, unterstützt Ihre Gesundheit und fördert eine positive Darm-Hirn-Achse.
Mit einem aktiven Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung können Sie Ihre Symptome lindern und Ihre Unabhängigkeit bewahren. Sie haben die Kraft und die Mittel, Ihre Lebensqualität zu verbessern – beginnen Sie noch heute!



Wie die moderne Ernährung dein schön geplantes Leben frühzeitig zur Hölle macht!
Lesezeit: 21 MinutenTeilen: via Twitter via Facebook auf LinkedIn




Stressblog
Blog, Gesundheit, Lebensstil Lifestyle Optimierung 0
Lesezeit: 12 MinutenTeilen: via Twitter via Facebook auf LinkedIn
Schlafblog
Blog, Gesundheit, Lebensstil Lifestyle Optimierung 12
Lesezeit: 12 MinutenTeilen: via Twitter via Facebook auf LinkedIn
-
- Maggi, G., Trojano, L., Barone, P., & Santangelo, G. (2021). Sleep Disorders and Cognitive Dysfunctions in Parkinson’s Disease: A Meta-Analytic Study. Neuropsychology review, 31(4), 643–682. https://doi.org/10.1007/s11065-020-09473-1
- Jankovic, J. (2008). Parkinson’s disease: clinical features and diagnosis. Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry, 79, 368 – 376. https://doi.org/10.1136/jnnp.2007.131045.
- Loprinzi, P., Danzl, M., Ulanowski, E., & Paydo, C. (2018). A pilot study evaluating the association between physical activity and cognition among individuals with Parkinson’s disease.. Disability and health journal, 11 1, 165-168 . https://doi.org/10.1016/j.dhjo.2017.05.004.
- Schapira, A., Chaudhuri, K., & Jenner, P. (2017). Non-motor features of Parkinson disease. Nature Reviews Neuroscience, 18, 435-450. https://doi.org/10.1038/nrn.2017.62.
- Velseboer, D., Bie, R., Wieske, L., Evans, J., Mason, S., Foltynie, T., Schmand, B., Haan, R., Post, B., Barker, R., & Williams-Gray, C. (2016). Development and external validation of a prognostic model in newly diagnosed Parkinson disease. Neurology, 86, 986 – 993. https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000002437.
- Silveira, C. R., Roy, E. A., Intzandt, B. N., & Almeida, Q. J. (2018). Aerobic exercise is more effective than goal-based exercise for the treatment of cognition in Parkinson’s disease. Brain and cognition, 122, 1-8.
- Burini, D., Farabollini, B., Iacucci, S., Rimatori, C., Riccardi, G., Capecci, M., … & Ceravolo, M. G. (2006). A randomised controlled cross-over trial of aerobic training versus Qigong in advanced Parkinson’s disease. Europa medicophysica, 42(3), 231.
- de Lima, T. A., Ferreira-Moraes, R., Alves, W. M. G. D. C., Alves, T. G. G., Pimentel, C. P., Sousa, E. C., … & Cortinhas‐Alves, E. A. (2019). Resistance training reduces depressive symptoms in elderly people with Parkinson disease: a controlled randomized study. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 29(12), 1957-1967.
- Morberg, B., Jensen, J., Bode, M., & Wermuth, L. (2014). The impact of high intensity physical training on motor and non-motor symptoms in patients with Parkinson’s disease (PIP): a preliminary study.. NeuroRehabilitation, 35 2, 291-8 . https://doi.org/10.3233/NRE-141119.
- Gao, R., Tao, Y., Zhou, C., Li, J., Wang, X., Chen, L., Li, F., & Guo, L. (2019). Exercise therapy in patients with constipation: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Scandinavian journal of gastroenterology, 54(2), 169–177. https://doi.org/10.1080/00365521.2019.1568544
- European Food Safety Authority. (2015). EFSA explains risk assessment : caffeine. European Food Safet. Authority. https://data.europa.eu/doi/10.2805/618813.
Teilen: via Twitter via Facebook auf LinkedIn