Physiotherapie und Krafttraining sind wichtig für die Wiederherstellung von Patienten mit Coronavirus
Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind und deshalb ins Krankenhaus eingeliefert werden, sollten eine Physiotherapie erhalten, sobald ihr Zustand dies zulässt, so empfehlt es die Radboud UMC aus Nimwegen (NL). Schwerkranke Patienten, die beatmet wurden und somit lange Zeit im Krankenhausbett verbringen musste, leiden oftmals an Atem- und körperlichen Problemen, auf Grund der körperlichen Inaktivität. Physiotherapeuten können durch ihr spezifisches Wissen über Krafttraining und die Stärkung der Atemmuskulatur einen enormen Mehrwert für die Rehabilitation und die Pflege der Patienten bewirken.
Es ist leicht, die langfristigen Auswirkungen eines Krankenhausaufenthaltes für Coronapatienten in dieser Krisenzeit nicht zu priorisieren. Aus der wissenschaftlichen Literatur zum SARS-Ausbruch im Jahr 2003, wissen wir jedoch, dass dies erhebliche Konsequenzen für die Organisation der Rehabilitationsversorgung in den am stärksten betroffenen Ländern hatte. Aufgrund der großen Anzahl von Coronapatienten auf der Intensivstation, ist auch mit einem Anstieg der Anzahl von Patienten zu rechnen, die sich nach der Aufnahme auf der Intensivstation in Deutschland erholen.
Menschen, die mit dem Coronavirus auf die Intensivstation kommen, haben schwer kranke (zum Teil schwer geschädigte) Lungen und müssen infolgedessen oftmals wochenlang beatmet werden. Während dieser Zeit verlieren die Patienten viel Muskelmasse. Die Patienten sind mit Atemproblemen und körperlicher Inaktivität konfrontiert. Für eine optimale Rehabilitation ist es entscheidend, so schnell wie möglich sowohl die Atemmuskulatur, als auch die allgemeine Muskulatur zu trainieren. Weil diese Menschen lange Zeit inaktiv sind, verlieren sie viel Kraft. Wenn jemand den ganzen Tag im Bett ruht, verliert er pro Tag etwa 5 Prozent der gesamten Muskelmasse und damit auch des Allgemeinzustands. Dieser Verlust muss so schnell wie möglich wiederaufgebaut werden, sobald es der Gesundheitszustand des Patienten zulässt.
Aus diesem Grund haben Forscher zusammen mit den Lungenphysiotherapeuten von dem Radboud UMC eine nationale Behandlungsempfehlung ausgearbeitet, in der vier Behandlungsphasen unterschieden werden.
Phase 1: Patient auf der Intensivstation, der in Bauchlage beatmet wird.
Keine Behandlung aufgrund des Mangels an persönlicher Schutzausrüstung und des Risikos einer Virusübertragung. Die Patienten verlieren in dieser Phase viel Muskelmasse, aber das Risiko von Kontrakturen (= Muskel- und Bindegewebsverkürzungen) ist in diesem Zustand gering.
Phase 2: Patient auf der Intensivstation, der sich in einem verbesserten Zustand befindet.
In dieser Phase erholt sich der Patient von der Viruserkrankung und er hat Anspruch auf eine physikalische Therapie, um eine frühzeitige Mobilisierung und Aktivierung zu fördern. Das Beatmungsgerät ist jedoch nicht getrennt.
Phase 3: Erholung nach Intensivpflege.
Die Patienten in dieser Phase haben anfangs wenig Energie. Ein Mensch, der den ganzen Tag im Bett ruht, verliert täglich ca. 5% der gesamten Muskelmasse und des Allgemeinzustands. Diese Patienten erhalten Übungen zur Verbesserung der Lungenfunktion, indem sie die Atemmuskulatur stärken, Schleim abhusten und tiefer atmen.
Phase 4: Follow-up.
Schwerkranke Patienten benötigen nach dem Krankenhausaufenthalt auch eine intensive Rehabilitationstherapie. Oftmals haben die Patienten (nach zum Teil wochenlanger Intensivpflege) Atemwegserkrankungen, weil sie aufgrund der von der ursprünglichen Erkrankung langfristig körperlich inaktiv sind. Dies ist das sogenannte Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS). Die Erholung kann Monate bis Jahre dauern und erfordert eine gute Anleitung.