Entzündungshemmer? Nein, danke
„Plus bonum et laudabile“
Kann wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt werden als „So gut und lobenswert“. So war die Entzündung auch in der Antike bekannt. In der Antike dachte man, dass je mehr Entzündung vorhanden war, desto vorteilhafter sei dies auch für die Heilung von Verletzung. Es hört sich vielleicht komisch an, aber sie hatten Recht und du wirst in diesem Blog erfahren, warum das so ist.
Aber zuerst einmal musst du verstehen, was eine Entzündung ist und wozu sie gut ist. Ja, du hast es richtig verstanden: wozu sie gut ist! Möglicherweise wurde dir bereits von verschiedenen Seiten (Internet, Ärzte, Familie, etc.) erklärt, dass eine Entzündung etwas Schlechtes ist und man diese unbedingt bekämpfe muss.
Eine Entzündung ist die Grundlage jeglicher Wundheilung und somit also unbedingt notwendig! Ohne Entzündungsreaktionen wäre es dem Körper nicht möglich Krankheitserreger zu bekämpfen, Feinde abzuwehren und neues Gewebe aufzubauen.
Wir unterscheiden zwei Arten von Entzündungen: die physiologische Entzündung und die pathologische Entzündung. Die physiologische Entzündung ist der Entzündungsprozess, der als erster Abschnitt der Wundheilungsphase nach einer Schädigung des Körpers beginnt. Pathologische Entzündungen sind (chronische) Entzündungen, die häufig mit Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Rheuma, COPD und Multiple Sklerose verbunden sind. In unseren Blog befassen wir uns aber nur mit der physiologischen Form der Entzündung.
Eine Verletzung ist die Baustelle und die Entzündung ist die Abriss- Firma
Du kannst dir eine Verletzung wie eine Baustelle: wenn ein Gebäude durch ein Erdbeben beschädigt wird, zur Hälfte einstürzt und sich der Besitzer dann dazu entscheidet das Gebäude zu reparieren, müssen folgende Schritte ablaufen. Zunächst muss der ganze Schutt beseitigt werden, aber auch die Steine, die nur halb zerstört sind, sodass später neue eingebaut werden können. Dies erledigt die Entzündung – Das ist ihre Aufgabe! Darüber hinaus müssen die richtigen Bausteine, in Form von Nahrung, verfügbar sein, da ansonsten kein neues Haus gebaut werden kann.
Genau aus diesem Grund ist die Ernährung im Falle einer Entzündung (und auch so) unglaublich wichtig! Die Baustelle wird so lange bestehen bleiben, bis endlich die richtigen Bausteine geliefert werden.
Wenn ein Gewebe verletzt wird, gerät unser Körper sofort im Alarmbereitschaft. Hormone signalisieren, dass etwas nicht stimmt und eventuell ein Handlungsbedarf besteht. Diese Hormone nennt man „Histamine“, vielleicht hast du davon schon gehört. Auch bei Allergien spielen diese eine Rolle.
Eine „Histamin- Reaktion“ als Antwort auf eine Verletzung des Gewebes, bleibt für ca. 30 Minuten bestehen. Je nachdem wie groß die Verletzung ist, reicht dies auch schon aus, um das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Damit du es dir bildlich vorstellen kannst ist hier ein Beispiel: kratze ein paar Mal fest mit einem Daumennagel über deinen Unterarm. Nach einigen Sekunden wird sich die Stelle über die du gekratzt hast, rötlich verfärben. Nach ca. 30 Minuten ist diese Rötung allerdings wieder verschwunden. Dies war eine Histamin- Reaktion.
Was passiert bei größeren Verletzungen?
Bei größeren Verletzungen (zum Beispiel nach einer Operation) reicht diese oben beschrieben Reaktion allerdings nicht aus. Der Körper muss eine größere Entzündung entstehen lassen. Ein größerer Schaden, bedeutet auch eine größere Entzündung. Dazu nimmt der Körper andere Hormone in Anspruch. Die Entzündungsreaktion wird aufgebaut und verschiedenste (für dich wahrscheinlich bekannte) Prozesse werden ausgelöst. Folge: das betroffene Gewebe wird rot, es schmerzt, schwillt an, seine Funktion ist eingeschränkt und möglicherweise ist es warm oder sogar heiß. Das sind die 5 Entzündungszeichen! Diese Entzündungszeichen sind vollkommen normal, gehören zu einer Entzündung dazu und sind auch vollkommen vom Körper beabsichtigt. Der Grund dazu ist, dass sie für eine normale Umgebung zur Wundheilung sorgen.
Die Rötung stammt dabei von einer erhöhten Durchblutung, wodurch das Gewebe mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Auch die erhöhte Temperatur ist eine Folge daraus. Der Schmerz führt dazu, dass das betroffene Körperteil nicht voll belastet werden kann. Im schmerzfreien Bereich kannst du allerdings alles mit dem Körperteil machen! Die entstandene Schwellung sorgt dafür, dass die Immunzellen eine perfekte und für sie überlebenswichtige Umgebung haben, in der sie optimal arbeiten und funktionieren können. Die Immunzellen kümmern sich um den Abbau des zerstörten Gewebes und um den Wiederaufbau des neuen Gewebes.
Wie du jetzt wahrscheinlich merkst: unser Körper hat sich bei all diesen Entzündungszeichen etwas gedacht und sie alle tragen im weiteren Verlauf zur bestmöglichen Wundheilung bei! Du sollst also nicht daran rütteln: keine entzündungshemmenden Schmerzmittel einnehmen, kein Eis zum kühlen benutzen und keine komprimierenden Bandagen.
Warum soll man vorsichtig sein mit Schmerzmitteln?´
Vielleicht fragst du dich noch immer, warum du aufpassten sollst bezüglich der Einnahme von (entzündungshemmenden) Medikamente und warum du nicht mit Eis arbeiten sollst. Auch das lässt sich ganz einfach und logisch erklären!
Jede Wunde, sowohl an der Außenseite als auch an der Innenseite des Körpers, muss so schnell wie möglich mit einer abdeckenden, heilen Schicht (besser bekannt als Kruste an der Außenseite des Körpers) bedeckt werden. Diese Schicht wird durch Bindegewebszellen gebildet, die auch als Myofibroblasten bezeichnet werden. Diese Zellen produzieren eine Substanz, die die beschädigten Zellen zusammenklebt und somit die Wunde abdeckt. Hierzu müssen die Myofibroblasten zuerst jedoch an der Wundstelle ankommen.
Wenn unser Körper beschädigt wird, ist dieser Ort immer zufällig. Wir wählen uns nämlich nicht freiwillig aus wo wir uns verletzen. Trotzdem weiß der Myofibroblast immer genau, wo sich die Wunde befindet. Dafür ist die Substanz „Kollagenase- A“ verantwortlich. Diese Substanz wird durch einen Spalt von 2 Aminosäuren an den Rändern der Wundfläche freigesetzt und kommuniziert, wo sich die Wundfläche befindet und wie groß diese ist.
Dies bedeutet, dass zunächst noch zusätzliche Nachbarschäden auftreten und die Wunde dadurch noch größer wird. Das ist allerdings notwendig, um die Myofibroblasten anzulocken und so eine Heilschicht für die normale Wundheilung zu erschaffen. Der Mensch hat allmählich damit angefangen, diese zusätzliche Schädigung als negativ zu sehen. Aber wie kann eine universelle Tatsache, etwas was bei allen Organismen vorkommt, falsch sein?
Es wurden entzündungshemmende Medikamente entwickelt und Eis verwendet, um Schäden zu lindern. Allerdings hemmen diese Interventionen die Signalsubstanz Kollagenase-A. Mit anderen Worten: diese Eingriffe verzögern die Wundheilung und beeinträchtigen somit den Aufbau von neuem Gewebe! 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Insbesondere bei Missbrauch dieser Interventionen, ist eine vollständige Heilung des Gewebes unmöglich.
Die Rolle der Ernährung.
Anstatt die Entzündung zu hemmen, sollte man besser nach Maßnahmen schauen, wodurch die natürliche Wundheilung gelenkt wird. Wenn der Körper das verletzte und zerstörte Gewebe abgebaut hat und beginnt neues Gewebe aufzubauen, sorgen wiederum andere Hormone dafür, dass die Entzündungsreaktion zu einem gegebenen Zeitpunkt wieder heruntergefahren wird und die Entzündungszeichen (und somit auch der Schmerz) rückläufig werden. Bei einer Schädigung eines Blutgefäßes (zum Beispiel nach einer Verstauchung des Knöchels), werden sofort Fettsäuren ins Blut freigesetzt. Diese Fettsäuren können in Stoppsignale umgewandelt werden, die den entstandenen Schaden beheben und die Entzündung beenden. Merke dir: je größer der Schaden, desto mehr Stoppmoleküle werden freigesetzt. Die einzige Bedingung hierbei ist, dass die Blutgefäße mit den richtigen (Omega- 3-) Fettsäuren für das Trauma gefüllt werden müssen. Deswegen ist die Ernährung der wichtigste Faktor bei der Heilung von Verletzungen. Wenn wir also große Mengen Fleisch in Kombination mit künstlich hergestellten Lebensmitteln essen, füllen wir unser körpereigenes Gewebe mit (Omega- 6-) Fettsäuren, die die gesunden Fettsäuren (aus zum Beispiel Fisch und Schalentiere) ersetzen. Wenn wir dann eine Verletzung erleiden, werden im Schadensfall nur die schlechten Moleküle freigesetzt, die die Wunde nicht beenden, aber vielleicht sogar zu einer chronischen Verletzung führen können, die wiederum zu langwierigen Verletzungen führen kann.
Somit benötigt unser Körper das richtige Verhältnis von Omega- 6- Fettsäuren zu Omega- 3- Fettsäuren. Idealerweise sollte dieses Verhältnis bei 2:1 bzw. 3:1 liegen. Dieses Verhältnis liegt in unserer westlichen Ernährung, in der viel Fleisch, gesättigte Fettsäuren und Fertigprodukte konsumiert werden, oftmals bei 20:1 oder 30:1. Deswegen haben wir ein Ernährungsprogramm geschrieben, welches dabei unterstützen soll, dieses Verhältnis in der Wundheilungszeit wiederherzustellen und die Entzündung zum gegebenen Zeitpunkt herunterzufahren.
Allgemein ist es wichtig (nicht nur in der Verletzungszeit!), genügend Omega- 3- Fettsäuren zu bekommen. Ein wichtiger Rat ist daher, mehr Fisch, Schalentieren, Nüsse, Samen, Avocados, Chia- & Leinsamen zu konsumieren, um mehr gesunde Fettsäuren aufzunehmen.
Quellenangabe:
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